Liberatus, SS. (2)

[810] 2SS. Liberatus, Abbas et 6 Soc. MM. (17. Aug.) Die hhl. Liberatus, ein Abt, Bonifacius10, ein Diakon, Servus (Servius) und Rusticus, Subdiakonen, Rogatus und Septimus (Septimius, Septiminus), Mönche, und der Knabe Maximus wurden zu Karthago in Afrika im J. 483 gemartert. Zur Zeit des arianischen Vandalen-Königs Hunerich, des älteren Sohns des grausamen Genserich, brach nämlich – besonders auf Veranlassung des fanatischen arianischen Bischofs Cyrilla – eine schwere Verfolgung über die Katholiken in Afrika herein, nicht blos über die Priester, sondern über jeden Stand und jeglich Geschlecht, wie der hl. Bischof Victor von Vita ausführlich erzählt. Unter diesen befanden sich auch die oben angeführten 7 Mönche, welche in einem Kloster bei der Stadt Capha in der Provinz Byzacus (in Byzacena) zusammenwohnten. Sie wurden ergriffen und nach Karthago geschleppt, wo man sie zuerst durch Schmeicheleien und Versprechungen zu gewinnen und von ihrem Glauben abzubringen suchte. Aber die Heiligen beharrten mit Standhaftigkeit bei ihrem Glauben, weßhalb man sie in das Gefängniß warf. Da bestach das gläubige Volk dieser Stadt die Gefängnißwärter, so daß es Tag und Nacht die heil. Martyrer besuchen und sich an ihrer Lehre und an ihrem Beispiele erbauen konnte. Als dieß zu den Ohren des Tyrannen kam, ward er vor Wuth außer sich und gab den Befehl, daß die Heiligen noch ärger gepeinigt, mit noch schwereren Fesseln belegt und auf einem mit brennbaren Materien angefüllten Schiffe mitten im Meere verbrannt werden sollen. Man zog sie nun aus dem Gefängnisse, und lobsingend wandelten sie mit ihren schweren [810] Fesseln durch die Strassen der Stadt zum Meeresufer hin mit einer Freudigkeit, als wenn sie zu einem Gastmahle gingen. Aber auch das Volk rief ihnen zu, sie sollten sich nicht fürchten, sondern freudig für Christus leiden etc. Auch der Knabe Maximus stimmte freudig ein in diesen Lobgesang. Da suchte man ihn durch Liebkosungen von seinem Vorhaben abwendig zu machen. Er aber rief: »Niemand wird mich trennen von meinem heil. Abte Liberatus und von meinen Brüdern, die im Kloster mich ernährt haben. Mit ihnen bin ich in der Furcht Gottes gewandelt, mit ihnen verlange ich den Martertod zu leiden, mit ihnen hoffe ich auch die ewige Herrlichkeit zu erlangen, wie es bei den 7 heil. Machabäischen Brüdern geschah« etc. Nachdem man sie mit ausgestreckten Händen und Füssen gebunden auf das Schiff gebracht hatte134, legte man unter das aufgehäufte dürre Holz Feuer, welches aber vor den Augen Aller alsbald auslöschte, was auch nach öfter wiederholten Versuchen immer wieder geschah. Da ließ endlich der von Wuth und Scham ergrimmte Tyrann die heil. Martyrer wie Hunde mit den Ruderbäumen erschlagen und ins Meer werfen. Das Meer behielt jedoch die Leiber der heil. Martyrer nicht wie sonst gewöhnlich, sondern trieb sie zur nämlichen Stunde unverletzt ans Ufer, worüber selbst der Tyrann sich entsetzte. Die anwesende Volksmenge aber freute sich und begleitete die heil. Leiber unter Vortritt der Geistlichkeit der Kirche von Karthago, wobei Salutaris und Muritta als Träger der heil. Reliquien genannt werden, an den Ort ihres Begräbnisses, nämlich in das an die Basilika der hl. Celerina anstoßende Kloster Bigua, wo sie unter feierlichen Gesängen zur Erde bestattet wurden. – Das Haupt des hl. Liberatus soll in der Pfarrkirche von Oberreitnau bei Lindau, wo er als 2. Patron verehrt wird, sich befinden (vgl. S. Liberatus4). – Die Bollandisten behandeln diese heil. Martyrer ziemlich ausführlich am 17. Aug., an welchem Tage sie auch im Mart. Rom. ziemlich ausführlich stehen. (III. 454–457).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 810-811.
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