Libranus

[822] Libranus steht am 8. März (I. 749) bei den Bollandisten unter den Prätermissen mit dem Bemerken, daß er in irländischen Heiligen-Kalendern vorkomme; sie glauben aber nicht, daß er identisch sei mit dem Libarius, welcher in den Acten des hl. Samson von Dol147 vorkommt. Wir haben schon oben (S. 803) bei Libanus benerkt, daß in Dr. Kelly's Mart. Taml. am 8. März aber ein Librani und ein Libren Cluanafota stehe, und daß in Dr. Reeves' Life of St-Columba im General Index (S. 486) ein Libran (Libranus) als »Abt von Hy« bezeichnet werde. Hier heißt es nun von diesem Libranus lib. II. cap. 39 (S. 156 ff.), er sei einmal zum hl. Abte Columba in Hy (Ioua) gekommen und habe ihm gestanden, er sei aus der irischen Grafschaft Connaught, habe dort einen Todschlag begangen, sei deßwegen eingesperrt, aber von einem reichen Verwandten befreit worden und habe diesem dafür eidlich versprochen, daß er ihm alle Tage seines Lebens dienen wolle. Er habe jedoch, diesem Schwure ungetreu, seinen Verwandten verlassen, jetzt aber Reue über alles dieses gefühlt und daher aus Bußfertigkeit die weite Reise zum hl. Columba unternommen, um von ihm zu hören, was er thun solle, indem er zu jeder Buße bereit sei. Nach dieser aufrichtigen reumüthigen Beicht habe der hl. Columba ihn absolvirt, ihm aber als Buße aufgegeben, daß er 7 Jahre lang in einem nahen Kloster, Namens Campi Lunge auf der Insel Tiree148, bußfertig lebe und dann zu ihm zurückkehre, um auf Ostern die hl. Communion zu empfangen. Nachdem Libranus diese Buße zur Zufriedenheit erfüllt hatte, sagte ihm der hl. Columba, er solle nun nach Irland zurückkehren, dort zu seinem Verwandten gehen und ihm als Sühne ein schönes Schwert, welches der hl. Columba ihm überreichte, geben. Derselbe werde es aber auf den Rath seiner frommen Frau nicht annehmen, sondern ihn so freisprechen. Dann aber werden noch seine Brüder mancherlei Dienstleistungen von ihm verlangen, von denen er jedoch auch bald frei werden würde etc. Libranus kehrte nun mit dem Segen des hl. Columba in sein Vaterland zurück und fand Alles so, wie es der Heilige ihm voraus gesagt hatte. Nachdem er auf die Weise ganz frei war von aller Verbindlichkeit, ging er nach Daire Calgaich (Roboretum Calgachi), wo er ein Schiff fand, das eben nach England absegelte. Da die Schiffer [822] ihn nicht mitnehmen wollten, rief er den hl. Columba in der Ferne um seine Hilfe an; dieser half auch, und so nahmen ihn denn die Schiffer auf. Als er bei dem hl. Columba in Hy ankam, empfing ihn dieser mit Freuden und sagte ihm, daß er jetzt Libranus heiße, weil er ganz frei (liber) sei. Er schickte ihn dann wieder nach dem Kloster Campi Lunge mit der Prophezeiung, daß er lange leben, aber nicht in England, sondern in Irland sterben werde. Als Libranus hierüber sehr betrübt war, fügte er tröstend bei, er werde in einem seiner Klöster sterben und einen Theil mit seinen auserwählten Mönchen haben. Dieß ging auch in Erfüllung, indem Libranus lange nach dem Tode des hl. Columba in Kloster-Angelegenheiten nach Irland reisen mußte, wo er in dem vom hl. Columba gestifteten Kloster Dairmag (Roboreti Campus), jetzt Durrow, starb und bei den Mönchen dieses Klosters begraben wurde. Am Schlusse dieses Lebens (S. 163) bemerkt Adamnanus noch, daß man ihn Libranus Arundineti geheißen habe, weil er lange Zeit in einem Rohrgebüsche (arundinetum) Rohre gesammelt habe. Da Dr. Reeves in seinem General-Index bei »Libran, abbot of Hy« auch auf S. 277 citirt, wo er sagt, daß in den Kalendern am 11. März auch ein Libren, »Abt von Ia Coluimcille und Tamlacht-Librein« vorkomme, so scheint dieser identisch zu seyn mit unserem Libranus. Aber unter den eigentlichen Aebten von Hy haben wir ihn nicht gefunden. Wahrscheinlich war er nur ein Abt, der vom Kloster Hy ausging und somit zu demselben gehörte. Da der hl. Columba im J. 597 starb, so lebte auch unser Libranus um diese Zeit. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 822-823.
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