Lucas junior, S. (4)

[868] 4S. Lucas junior, Thaumaturgus. (7. Fedr.) Dieser hl. Lucas, der Jüngere197, stammte aus Griechenland; denn seine Vorsahrm bewohnten die Insel Aegina, die sie aber wegen der Einfälle der Saracenen verließen und nach Phokis am Corinthischen Meerbusen kamen. Seine Eltern hießen Stephanus und Euphrosyna, und hatten 7 Kinder, von welchen unser hl. Lucas das drittgeborne war. Von früher Jugend an enthielt er sich wohlschmeckender Speisen und fastete am Mittwoch und Freitag. Er war seinen Eltern auf's Pünktlichste gehorsam, hütete die Schafe und bebaute das Feld. Oft mtzog er sich dir Speisen und fastete, um die Dürftigen zu sättigen; er beraubte sich öfter der Kleider und ging fast ganz nackt nach Hause. Wenn er auf's Feld ging, um zu säen, so streute er die Hälfte des Samens auf die Aecker der Armen, wofür aber der Herr desto reichlicher die Früchte auf den Gütern seiner Eltern gedeihen ließ. Nach dem Tode seines Vaters befaßte er sich mit Gebet und Betrachtung und ließ Heerden und Ackerbau zurück. Schon lange Zeit ging er damit um, ein Mönch zu werden. Bei einer gegebenen Gelegenheit verließ er Thessalien und begab sich auf die Reise, ward aber von Soldaten, als wäre er ein entlaufener Sklave, aufgefangen und eingesperrt. Nach manchen Mißhandlungen wurde er, nachdem man seinen Stand von Bekannten erfahren, freigelassen, zu Hause aber von seinen Angehörigen wegen seiner Flucht verspottet. Endlich gestattete ihm seine Mutter, daß er sich mit zwei aus Rom zurückkehrenden Mönchen nach Athen begab, wo er in das Kloster aufgenommen wurde, kehrte jedoch auf Befehl seines Obern. welchem seine Mutter erschien und ihr zur Heimkehr ihres Sohnes bewog, wieder zur Mutter zurück, um ihr zu dienen. Nach Verlauf von 4 Monaten zog er auf den Berg Joannitza bei Korinth, wo die hhl. Brüder Cosmas und Damianus einen Tempel hatten, und baute sich eine Wohnung um das Jahr 908, im 18. seines Lebens. Hier führte er ein äußerst heiliges Leben, so daß er ganze Nächte im Gebete zubrachte, ohne auch nur die nothwendigste Ruhe seinem Leibe zu gönnen. Unter Nachtwachen, Fasten und Gebet war er immer voll Fröhlichkeit, und seine Barmherzigkeit ist eine wahrhaft seltene zu nennen. Er wiederstand den vielen Verlockungen zur Sünde mit festem Muthe. Darum verherrlichte Gott seinen Diener durchdie außerordentliche Wundergabe, die ihm in einem solch hohen Grade zu Theil wurde, daß er geradezu Thaumaturgus d.i. »Wunderthäter« genannt wurde. Mit den Worten: »In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist«, starb er gottselig im I. 945, nachdem er zuvor seinen Tod vorausgesagt hatte. Seine Zelle wurde in ein Oratorium umgewandelt, wo sein Leichnam ruht. An seinem Grabe geschahen sehr viele Wunder, weßwegen auch der Ort seiner Grabstätte Σωτήριον (Στήριον) d.i. »Heilanstalt« genannt wird. (II. 83–100).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 868.
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