Lucia de Monte, S. (12)

[882] 12S. Lucia de Monte, (19. Sept.), eine Jungfrau, von welcher die älteren Martyrologien nichts wissen, obwohl ihre Verehrung zu Sampigny (Sampiniacum) am nördlichen Ufer der Maas, im Bisthum Verdün, wo sie den größten Theil ihres Lebens zubrachte, gewiß ist. Dort wird sie mit einem eigenen Officium gefeiert, welches die Bollandisten geben. Nach den Lectionen derselben war diese hl. Lucia die Tochter eines schottischen Königs, der jedoch nicht genannt ist. Von frühester Jugend im Palaste ihrer Eltern in aller Frömmigkeit erzogen, war sie besonders durch Gebetseifer, Liebe zu den Armen und andere gute Werke ausgezeichnet. Eines Tages machten in der Kirche die Worte des Evangeliums: »Wenn Du vollkommen seyn willst, so geh' und verkauf' Alles, was du hast, und gib es den Armen, und dann komm' und folge mir nach,« einen besondern Eindruck auf sie. Sie verließ daher heimlich das Haus ihrer Eltern, um Gott in der Einsamkeit zu dienen. Unter Gottes Leitung kam sie nun nach Lothringen ins Bisthum Verdün. Da geschah es, daß die angeschwollenen Gewässer der Maas ihr nicht gestatteten, weiter zu gehen, weßwegen sie auf einem benachbarten Berge bleiben mußte. Dort fand sie einen frommen Mann, Namens Theobald, welcher sie freundlich aufnahm und das, was er hatte, mit ihr theilte. Sie war aber hier nicht unthätig, indem sie bei Tag die Schafe hütete und bei Nacht nähte, dabei aber auch immer dem Gebete oblag. Inzwischen starb Theobald mit Frau und Kindern und hinterließ unserer hl. Lucia seine Habe. Diese erbaute nun auf dem Berge207 an ihrem Hause eine Kirche, wo sie ihr ganzes Leben dem Gebete und auch andern guten Werken widmete, bis sie endlich am 19. Oct. starb und mitten in der von ihr erbauten Kirche begraben wurde. Nach Butler (XIII. 198.) geschah dieß im J. 1090, und nicht lange nachher wurde sie vom Bischofe Heinrich von Blois, der im J. 1129 den bischöflichen Stuhl von Verdün verlassen mußte, dann aber Bischof von Winchester und Cardinal wurde, unter die Zahl der Heiligen gesetzt, was damals noch anging, während einige Jahre später der Papst allein die Heiligsprechungen in die Hand nahm208. Ihre Reliquien wurden während des Sommers in der Kirche des St. Lucia-Berges, u. während des Winters in der Pfarrkirche von Sampigny aufbewahrt, von welchen beiden Kirchen sie die Patronin ist. Der Sarg der hl. Lucia wurde von vielen Pilgern besucht. Im J 1609 wallfahrtete auch die Herzogin von Lothringen, aus dem Hause [882] Mantua, und im J. 1632 Ludwig XIII., König von Frankreich, der damals die Stadt St. Miel oder Mihel (S. Michaelis) in Lothringen belagerte. Dargestellt wird diese hl. Lucia mit einem Spinnrocken in der Hand, wie sie die Schafe weidet. Bei den Bollandisten finden sich einige Wunder, die auf ihre Fürbitte bewirkt wurden. (VI. 101–103).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 882-883.
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