Macrina, S. (2)

[18] 2S. Macrina V. (19. Juli), zugenannt die Jüngere, Schwester des hl. Basilius21 des Großen und Gregorius12 von Nyssa in Cappadocien, der ihr in seinen Schriften großes Lob spendet. Ihre Mutter Emelia legte durch eine gute Erziehung den Grund zu ihrer Frömmigkeit. Sie suchte namentlich in der hl. Schrift aus, was sie für das Kind geeignet fand, namentlich was im Buche der Weisheit sich auf Leben und Sitten bezieht. Deßgleichen ging sie in festgesetzten Zeiten einen Theil der Psalmen mit dem Mädchen durch. Da sie zwölf Jahre alt war, wurde sie einem an Geschlecht und Sitten adeligen Jünglinge verlobt, der sich als Anwalt einen berühmten Namen machte, aber plötzlich starb. Nun erklärte Macrina auf das Bestimmteste, sie werde keinem Andern die Hand geben; es gebe von Natur aus nur eine einmalige Ehe, wie man auch nur einmal geboren werde und nur einmal sterbe. Ihr Verlobter sei aber nicht todt, sondern lebe vor Gott gemäß der Hoffnung der Auferstehung; er sei daher nur anzusehen wie Einer, der verreist ist, so daß unrecht wäre, ihm die Treue nicht zu bewahren. Als der Vater gestorben war, wurde sie ein Muster der Tugend für die Mutter und Geschwisterte In ihrem Hause blühte nur das Streben nach göttlichen Dingen, das unaufhörliche Gebet, der unermüdete Psalmengesang. Als besondere Verehrerin des hl. Kreuzes (sie war durch das hl. Kreuzzeichen von einer schmerzhaften und unheilbaren Krankheit wunderbar befreit worden) trug sie ein Stückchen desselben in ihrem Fingerringe in Gold gefaßt. Nach den Boll. lebte sie in Pontus, nicht in Cappadocien. Ihr Tod fällt (Maji VII. 245) ins J. 372 oder spätestens 380. Sie schloß auf dem Boden liegend unter beständigen Gebeten, die bis zu ihrem Ende ihre Lippen bewegten, für dieses Leben ihre Augen. Den oben erwähnten Ring erhielt ihr Bruder, der hl. Gregor12 von Nyssa, der an ihrem Sterbelager stand, als Erbtheil. Dafür überließ er der Verstorbenen seinen Mantel als Sterbekleid, da sich sonst nichts hiefür Taugliches im Hause vorfand. Ihre Beerdigung in der Kirche der vierzig Martyrer war sehr feierlich. Außer vielen Priestern und Mönchen war eine große Anzahl Menschen aus allen Geschlechtern und Ständen gegenwärtig. (IV. 589–604).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 18.
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