Magnericus, S.

[43] S. Magnericus, Ep. Conf. (25. Juli). Der hl. Erzbischof Magnericus von Trier ist in keinem ältern Martyrologium erwähnt. Bei Grevenus findet er sich mit dem Beisatze: »welcher vom hl. Nicetius, Bischof derselben Stadt, erzogen, diesen nicht verließ, als er von Chlotar ins Exil geschickt worden war, nachher aber sein Nachfolger wurde.« Das Florarium sagt: »Durch viele Wunder verherrlicht, entschlief er im Herrn im Jahre des Heils 618«. Letzteres ist irrig, Ersteres aber erzählt auch die Biographie des Heiligen, welche etwa um d.J. 975 durch den Abt Evervin oder Eberwin im Kloster des hl. Martin auf [43] Grund älterer Aufschreibungen und mündlicher Mittheilungen an Ort und Stelle verfaßt ist. Doch liegt Geburt und Abstammung des hl. Magnericus im Dunkeln, obwohl ihn Einige den Sohn des Senators Tetradius (Terradius) nennen. Auch von seiner Jugendzeit, die er (nach Bucelin) in Limoges zugebracht haben soll, wissen wir nichts Sicheres. Zu Trier wäre er, wie Einige behaupten, dem Rusticus im bischöflichen Amte nachgefolgt. Dem ist nicht so. Nach dem von Mabillon aufgefundenen ältesten Kataloge der Bischöfe von Trier folgte auf den Rusticus erst Nicetius und auf diesen Magnericus. Das Verzeichniß in der Gall. chr. fügt sogar zwischen Rusticus und Nicetius noch einen Dritten, den hl. Aprunculus, ein. Nach derselben Quelle bestieg der hl. Magnericus den bischöfl. Stuhl im J. 566, wie auch bei Migne gesagt ist, nach den Boll. aber im J. 573. Dem ihm befreundeten Geschichtsschreiber Gregor von Tours verdanken wir einige Züge aus seinem Leben. Obwohl er bei dem König Childebert II. so sehr in Ansehen stand, daß er ihn (im J. 571) zum Pathen seines Sohnes Theodebert II. ersah, ließ er dennoch auch diesem gegenüber es an festem Auftreten nicht fehlen. Als Bischof Theodor von Marseille, welcher vom Könige, als des Hochverraths verdächtig, gefangen gesetzt worden war, durch Trier gebracht wurde, trat der Heilige entschieden zu seinen Gunsten auf, unterstützte ihn mit Kleidern, tröstete und küßte ihn beim Abschiede und nahm an einer Versammlung zu Coblenz, die seine Unschuld vertheidigte, Antheil. (Vgl. Friedrich, K.-G. Deutschl. II.) Der gewaltthätige Guntram Boso, ein Aufständischer, flüchtete sich in den Palast des Bischofs, der ihm, obwohl er unter Drohungen seine Fürsprache forderte, Gastfreundschaft gewährte. Dafür steckten die Leute des Königs das Haus in Brand, und nur durch Einschlagen der Thüre konnte Magnericus von seinen Clerikern noch gerettet werden. Boso wurde bei dieser Gelegenheit erschlagen. Ein eifriger Freund und Förderer alles Guten, ließ er doch einem Säulensteher diese für dieses Klima allzu strenge Lebensweise untersagen und die Säule niederreißen. Der Mann gehorchte, wenn auch mit Widerstreben, und lebte von nun an zur Erbauung Vieler in großer Strenge in einem ihm vom Bischof angewiesenen Kloster20. Auf einer Visitations-Reise nahm der hl. Magnericus den nachmaligen Bischof Gaugericus (Bd. II. S. 359) von Arras und Cambray (nicht von Trier) in die Zahl der Cleriker auf und weihte ihn später zum Diacon. Es wird ihm auch die Gründung mehrerer Kirchen, z.B. St. Martin in Trier, wo er begraben liegt21, dann in pagus Vabrensis (Vaibres)22, ferner an einem Orte, der vasta domus (Caradunum) genannt wird, zugeschrieben. Seine Lebensbeschreibung (vgl. Stolz, Leg. III. 195) bemerkt, daß sie die Wunder des hl. Bischofs deßhalb übergehe, weil bei ihm sich zuverlässigere Zeichen der Heiligkeit fanden, als da sind: Hungrige speisen, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, sich der Armen annehmen und überhaupt Werke der Barmherzigkeit üben. Dazu kommt, daß er unablässig dem Gebete ergeben, Seelen zu gewinnen höchst eifrig, in der Lehre vorzüglich war und als ein wahrhaftig guter Hirt die ihm anvertraute Heerde weidete. Er starb (Gall. chr.) im J. 596 (frühestens 587) und wird am 25. Juli verehrt. An diesem Tage steht er im Mart. Rom. Bei Venantius Fortunatus wird er (carm. II. XI.) hoch gepriesen unter anderm mit den schönen Worten:


Rite minister agens, ecce magister ades

Te parem esuriens, tectum hospes, nudus amictum,

Te fessus requiem, spem peregrinus habet.


Sein Nachfolger war (der von Saussayus unrichtig Gaugericus genannte) Gunderich. Seine erste Erhebung fand unter dem Abte Salachus, der vierte in der Reihenfolge der Aebte von St. Martin, um das J. 941 statt. (VI. 168).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 43-44.
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