Mammarius, SS. (1)

[70] 1SS. Mammarius, Presb. et Soc. MM. (10. Juni). Die hhl. Mammarius, ein Priester, Felix122 und Victorianus, Diaconen, dann Albinus5, Donatus70, Libusus, Laurentius14, Faustinianus3, Biddinus, Crispinus11, Leucius, Faustina7, Fausta4 und noch zwei Ungenannte litten miteinander den Martertod. Wann, dürfte nie mit Sicherheit zu entscheiden seyn. Mabillon setzt das J. 304, während Henschen 258, Canisius 260 und Papebroche 254 hat. Weniger zweifelhaft ist, daß sie im Proconsularischen Africa, und zwar in Besech oder wie Andere schreiben Boseth gelitten haben. Die Verfolgungsedicte der Kaiser Valerianus und Gallienus (253 ff.) lauteten hier, »daß jeder Christ, welcher entdeckt würde, dem Feuer übergeben werden solle.« Für Numidien, das mit den zwei Mauretanien zu derselben Provinz gehörte, war ein gewisser Alexander als Vollstrecker dieses Befehls vom Proconsul Anolinus aufgestellt worden. Er hatte Soldaten zu seiner Verfügung, welche die Christen einfangen und den Gerichten übergeben sollten. In der Stadt Vaga fiel ihm der hl. Priester Mammarius in die Hände. Dieser zählte damals bereits 93 Jahre; wahrscheinlich hatten abgefallene Christen sein Versteck verrathen. Ich bezweifle sehr, daß er auf Befragen des Richters, ob er noch Mitschuldige habe, denselben nach Lambesa verwiesen und gesagt habe: »sa in Lambesa sind Christen, die seiner Zeit mit mir getauft wurden, da ich auch in dieser Stadt geboren bin.« Er hatte keine Ursache, seine Mitchristen zu verrathen. Wie dem sei, die nicht ganz glaubwürdigen »Acten« erzählen weiter, es seien hierauf 30 Soldaten nach Lambesa abgegangen, wo sie den Diacon Felix, dann Donatus und Albinus an dem Orte, den man »zu den hundert Bäumen« nannte, ergriffen und in Fesseln schlugen. In der Stadt selbst trafen sie »in der heiligen Kirche« den Diacon Victorianus mit Libosus, einem städtischen Beamten (die »Acten« nennen ihn prior civitatis; was das heißen soll, wissen wir nicht. Auch dieser Ausdruck, wie mehrere andere, deutet auf die Unächtheit der »Acten«). Vor den Comes geführt, fragte sie dieser: Christiani estis aut pagani? was sicher eben so wahr ist, als alles Frühere. Wo in irgend einem ächten Verhör sind solche Fragen gestellt worden? Wo haben je einmal die Christen sich gegenseitig den Verfolgern ausgeliefert, wie es hier geschehen seyn soll? Dießmal hatte der Diacon Felix den hl. Mammarius selbst dazu aufgemuntert mit den Worten: »Verheimliche doch nicht, guter Vater, die Schafe aus dem Schatze Christi« (oves de thesauro Christi), – konnte er wohl in dieser Weise sagen? So kamen auch die Uebrigen an die Reihe. Die »Acten« erzählen nun die Folterung der Heiligen und ihre wunderbare Heilung. Da sie offenbar unächt sind, halten wir weitere [70] Auszüge für unnöthig. Den Beweis der Unächtheit liefern die gegebenen Stellen. Um jeden Zweifel verschwinden zu machen, setzen wir noch hinzu, daß, nachdem mit Mühe in den drei verschiedenen Städten 16 Christen gefangen genommen worden waren und zwar auf die Angabe der Christen selbst hin, als ob ihre Zahl so gering gewesen wäre, der Richter endlich fragt: ob sie nun alle beisammen wären, und zwar in dem barbarischsten Latein, das je geschrieben worden ist: Wie viele seid ihr? Worauf die Heiligen antworten: Sedecia in unum collecti! Es ist genug. Wer mehr will, dem erzählen wir noch, daß die Heiligen unter Anderm auch einen Todten erweckten. Als Anolinus dieß magischen Künsten zuschrieb, erschienen Dämonen, die ihn umbrachten, und zahllose Vögel, die sein Fleisch auffraßen. Dieß schreckte aber den Beisitzer des Gerichts nicht ab, die Heiligen auf's Neue ins Gefängniß zu werfen. Valerianus schickte statt des getödteten einen andern Präses, Namens Maximus, der die Heiligen endlich enthaupten ließ. Marimilla, die Frau eines Senators, und der Priester Lucianus bestatteten sie. Bei so beschaffenen Acten läßt es sich freilich erklären, daß außer den Namen geschichtlich nichts festzustellen, vielmehr alles und jedes bestritten ist. (II. 267–272).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 70-71.
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