Maria Palatina (236)

[210] 236Maria Palatina (29. April). Diese große Frau wurde im J. 1551 am 21. März zu München geboren. Ihr Vater war Herzog Albert V. von Bayern, ihre Mutter die Erzherzogin Anna, eine Tochter Kaisers Ferdinand I. Im J. 1571 am 26. August wurde sie zu Wien in der Augustinerkirche mit dem Erzherzog Carl II. vermählt, mit welchem sie sehr glücklich lebte. Sie gebar ihm sechs Prinzen und neun Prinzessinnen. Als ihr Gemahl am 10. Juli 1590 unerwartet schnell starb, ergab sich die fromme Wittwe ganz den Uebungen der Gottseligkeit und der Barmherzigkeit. Sie wird als eine ungemein mit Geistesgaben begabte Frau geschildert, die während ihres Ehestandes, durch den klugen Einfluß, den sie auf ihren Gemahl ausübte, und auch setzt als Wittwe, sehr viel zur Erhaltung des katholischen Glaubens in den österreichischen Ländern beitrug. Bei Hueber wird gesagt, daß, was die hl. Klotildis für Gallien, Theodelinda bei den Lombarden, die hl. Ludmilla bei den Böhmen gewesen, unsere Maria für Mähren, Steyermark, Kärnthen, Oesterreich, Böhmen und Ungarn gewesen. Sie baute und restaurirte viele Kirchen und stiftete das Clarissinnenkloster zu Grätz unter dem Titel »Aller Heiligen«, wo sie sich gerne aufhielt. Sie führte überhaupt ein sehr strenges büßendes Leben, in strengem Fasten und Nachtwachen, in vielen blutigen Geißlungen, trug beinahe immer ein Cilicium und härene Kleider etc. Sie trat dem dritten Orden des hl. Franciscus bei und legte an ihrem Todestage, 29. April 1608, noch die Profeß als Clarissin ab. Sie wurde im Clarissinnenkloster zu Grätz begraben. Es wird auch erzählt, daß auf ihre Fürbitte mehrere Wunder geschehen seien. (J. M. R.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 210.
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