Maria de Jesu Crucifixo (446)

[237] 446Maria de Jesu Crucifixo (28. Nov.), eine Ursulinerin zu St. Denys, hatte schon als Kind ein großes Mitleid mit den Armen, machte aber gleichwohl wegen ihres Hanges zur Eitelkeit und zu den Vergnügungen ihrer Mutter viele Sorge. Das einzige Gute an ihr war ihre Ehrbarkeit und ihr Eifer in Anhörung der christlichen Lehre. Hiedurch errang die göttliche Gnade in ihr einen so vollkommenen Sieg über Fleisch und Blut, daß sie Klosterfrau wurde. Wenn sie betete, so war sie ganz unbeweglich, ohne sich um große Sonnenhitze oder grimmige Kälte zu bekümmern. Ihr Zunamen, den sie mit dem Ordenskleid empfangen, »des gekreuzigten Heilands«, erinnerte sie an sein bitteres Leiden, von welchem sie nie sprach, ohne bittere Thränen zu vergießen. Am 6. Febr. 1643 [237] legte sie die Profeß ab. Von dort ab tödtete sie alle ihre Sinne, besonders aber den Geschmack ab, indem sie nur nach altem verschimmeltem Brod, faulen Früchten und andern verderbten Sachen griff, die der Natur zum Eckel sind. In diesen und andern Abtödtungen hielt sie nur der Gehorsam in Schranken. Mit aller Liebe und Selbstüberwindung pflegte sie besonders solche Kranke, welche eckelhafte Gebrechen an sich hatten. War sie selbst krank, so benahm sie sich so geduldig, daß man hätte meinen können, sie sei ganz unempfindlich. Nachdem sie 6 Jahre im Orden gelebt, starb sie am 28. Nov. 1646 unter dem Ausruf: »O daß mein Gott komme und mich abhole! Komm, o mein Gott!« (Tagb. II. 761).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 237-238.
Lizenz:
Faksimiles:
237 | 238
Kategorien: