Marius, S. (19)

[255] 19S. Marius, Conf. Ep. (31. Dec. al. 4. et 9. Febr.) Dieser hl. Marius (S. Maire) war Bischof von Avenches (Aventicum). Er verlegte um das J. 590 den bischöflichen Sitz nach Lausanne. Einer alten Tradition zufolge waren auf den ersten Bischof der Stadt Avenches, Erich, noch 22 andere gefolgt, deren Namen verloren gegangen sind. Sicher ist, daß Marius der dritte Bischof von Aventicum war. Als der erste wirkte Protasius, auf ihn folgte Chilmesigilus, während er bei Mülinen (Helv. S. I. 20) irrig als der zweite genannt ist. Es ist sogar (Gelpke I. 139 u. 151) wahrscheinlich, daß vor Chilmesigil noch der auf dem Concil zu Epaona (das verschüttete Epenassex oder Epenassey in Wallis) im J. 517 mitunterzeichnete Salutaris zu Aventicum wirkte. Chilmesigil ist von uns bereits genannt (H.-L. I. 601), nur liegt der Bischofssitz nicht am Genfer-See. Dem Namen nach war er ein Burgunder (»Chelm« = Helm, »gisel« = tapfer) und lebte in der Zeit des sich auflösenden burgundischen Reiches. Er mag um das J. 522 oder etwas früher in sein Amt eingetreten seyn. Der hl. Marius war gleichfalls aus Burgund und um das J. 532 oder 536 zu Autun (jetzt Frankreich) geboren. Mehr noch als weltlicher Adel schmückten ihn seine Tugenden und Verdienste. Nach der Sitte jener Zeit erhielt er schon als Knabe die Tonsur. Den bischöflichen Stuhl bestieg er im J. 573 am 30. April. In den beiden Hauptbeziehungen der dem Bischof damals zustehenden Thätigkeit, der gerichtlichen und der eigentlich kirchlichen, verwaltete er sein Amt in gleich ausgezeichneter Weise. Er war ( Gelpke, K.-G. II. 145 u. 146) ein schützender Engel der durch Gewaltthat Bedrückten, ein gewissenhafter Schiedsrichter der bei ihm Recht Suchenden, ein frommer Diener des Herrn in ehrfurchtsvoller Scheu und Entsagungen aller Art. Seinen Mitarbeitern flößte er Kraft und Begeisterung ein. Unter ihnen sind zu nennen: der Herzog Valdelenus oder Theudelenus, Freund und Gönner des hl. Columban, Ramnelenus, der Begründer des Klosters Romain-Motier, der hl. Germanus u. A. Hiemit übereinstimmend berichtet auch Burgener (II. 38–41) von ihm einige besonders hervorleuchtende Züge. Er war, wie der hl. Eligius von Noyon, Goldschmied und Verfertiger von Kirchengeräthen. Zugleich erschien er auch als Friedensengel seiner Diözesanen, als Beförderer des Ackerbaues (»mit eigenen Händen« – Gelpke II. 144) und liebevoller Wohlthäter der Armen. Um das J. 585 wohnte er dem Concil von Macon bei. Auch als Schriftsteller war er thätig; es wird ihm eine Chronik über die Zeit von 451–581, abgedruckt in den Collectaneen von Duchesne, zugeschrieben. Auch eine rita et passio regis Sigmundi soll von ihm herrühren. Die Stadt Peterlingen an der Broye, deren Pfarrkirche er auf eigenem Grund erbaute und zu Ehren der Mutter Gottes am 24. Juni 587 einweihte, verehrt ihn mit Recht als ihren Gründer. Nicht zwar rührt ihre erste Erbauung von ihm her – sie war eine römische Stiftung (Mommsen inscr. 151 bei Gelpke, l. c.), aber er hat sie aus dem Verfalle erhoben und zu einem Mittelpunkte christlichen Lebens gemacht. Die Verlegung des bischöflichen Stuhles nach Lausanne erfolgte wegen der immer häufiger werdenden Einfälle der Allemannen. Aventicum, schon im vierten Jahrhundert, unter Kaiser Julian, nur »ein Trauer erweckendes Denkmal früherer Pracht und Größe«, versank immer[255] mehr. Die Bischöfe heißen von nun an Lausannenses. Die Verlegung erfolgte (nach Mülinen u. Burgener) um d.J. 590. Der hl. Marius starb, 64 Jahre alt, am 31. Dec. 593 und wurde in der Kirche des hl. Thyrsus beigesetzt. Sie erhielt später seinen Namen (S. Maire). Um die Mitte des zwölften Jahrhunderts entstand bei seiner Grabstätte ein Stift regulirter Chorherren nach dem Orden des hl. Augustin. Sein Name findet sich in den Litaneien und im Proprium des Bisthums Lausanne. Die ihm ehedem geweihte Kirche wurde durch die Calvinisten profanirt. Selbst Burgener obwohl Schweizer, weiß selbst nicht zu sagen, ob sie Magazin oder Caserne sei. In seinem Epitaphium ist insbesondere auch die nobilitas generis radians et origo refulgens hervorgehoben. (Gelpke, Burg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 255-256.
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