Martinus Porres, B. (44)

[288] 44B. Martinus Porres, Conf. 3. Ord. S. Dom. (3. Nov.). Dieser selige Martinus wurde am 9. Dec. 1579 zu Lima in Peru geboren. Der Vater, Johannes von Porres, war ein Ritter aus dem Orden von Alcantara, die Mutter eine in Panama geborene, freigelassene Mohrin, Namens Anna Velasquez. Die Erziehung des Kindes entsprach den dürftigen Umständen der Mutter. Er mußte viel Mangel und Noth leiden, bis er endlich als Barbier sich sein Brod verdienen konnte. Die Gnade des Herrn war bei ihm. Während er unter Tags seinem Geschäfte oblag, brachte er einen großen Theil der Nacht im Gebete zu. Er wurde, um seinem Verlangen nach höherer Frömmigkeit besser entsprechen zu können, Mitglied des dritten Ordens des hl. Dominicus. Als solches fand er wegen seiner Abkunft von einer Freigelassenen eine lieblose Behandlung von Seite seiner Mitbrüder. Sie hielten ihm oft vor, daß er nicht würdig sei, das geistliche Kleid zu tragen, Galeeren-Dienste in Ketten stünden ihm besser an u. dgl. Er trug diese Unbilden, die selbst die Obern, unter dem Vorwande der Prüfung, [288] über ihn verhängten, mit bewunderungswürdiger Demuth und Geduld. Eine nicht geringere Versuchung darf die Hochachtung genannt werden, die er allmählich selbst von Kirchenfürsten erlangte. Weder das Eine noch das Andere brachte eine Aenderung seiner Sitten hervor. Einmal wollte er sogar, um der Nothdurft eines Klosters zu steuern, sich als Sklave verkaufen lassen. Achtunddreißig Jahre lang aß er nie Fleisch, zur Fastenzeit aber, und wenn er sonst sich eine besondere Buße auferlegen wollte, fastete er bei Wasser und Brod. Die stinkende Feuchtigkeit, die ein wassersüchtiger Bruder, den er bediente, von sich gab, verursachte ihm einst einen vorübergehenden Eckel. Um diesen zu strafen, trank er langsam das ganze Gefäß aus. Ein anderes Wunder der Aufopferung vollbrachte er bei Gelegenheit einer heftigen Epidemie. Er nahm in seine eigene Zelle zwei Angesteckte auf, die er mit der gleichen Liebe wie seine Mitbrüder pflegte; wenn Einer geheilt oder gestorben war, nahm er sogleich wieder einen Andern auf. Er hatte auch Antheil an der Gründung eines Waisenhauses und eines Zufluchtshauses für Mädchen, deren Unschuld in Gefahr stand. Dafür begnadigte ihn der liebe Gott mit außerordentlichen Gaben; selbst die vernunftlosen Thiere ehrten ihn als Diener Gottes und leisteten ihm willigen Gehorsam. Auch andere große Wunder geschahen durch ihn, welche sich nach seinem am 3. November 1639 erfolgten Hinscheiden erneuerten. Als man im J. 1664 sein Grab öffnete, wurde sein Leichnam noch unverwesen gefunden, und an einen würdigern Ort übertragen. Bald darauf wurde der Seligsprechungs-Proceß eingeleitet. Seine Zelle wurde in eine Kapelle umgewandelt und sein Leib in derselben beigesetzt. Doch erst Papst Gregor XVI. vollzog im J. 1837 seine Seligsprechung. Im Martyrologium seines Ordens, wo er am 5. November vorkommt, heißt es: »Zu Lima in Süd-Amerika das Andenken an den seligen Martinus Porres, Tertiariers des Prediger-Ordens, welcher nach Ablegung der feierlichen Gelübde die Reinheit des Lebens mit der strengsten Buße in der Art verbunden hat, daß er vor und nach dem Tode durch wunderbare Zeichen zu glänzen verdiente.« (March. VI. 328–351).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 288-289.
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