Martius, S. (3)

[294] 3S. Martius (Martinus), Abb. (13. al. 7. April). Dieser hl. Martius, Abt in Auvergne, frz. Mars oder Marts, kömmt zuweilen auch unter dem Namen Martinus vor. Unter Anspielung auf seinen Namen (tapferer Kämpfer) sagt der hl. Gregor von Tours (vit. P. P. c. XIV.), er habe jeden ungeziemenden Gedanken schon beim Entstehen mit dem Schwerte des hl. Geistes niedergeschlagen. Von Jugend auf dem Dienste Gottes zugewendet und für denselben erzogen, war die Sünde ihm etwas ganz Unbekanntes; jede von Gott empfangene Gnade treu benützend, schuf er sich stets neue Verdienste. Wahrscheinlich war die Auvergne auch das Land seiner Geburt. Als Jüngling zog er sich in eine Höhle zurück und behielt Nichts für sich, als den Dienst Gottes. Nach Butler (V. 9) geschah dieß um's J. 460. Der Ort befand sich auf einem Berge, unfern Clermont, ad radices Waiferi castri (Gall. chr.). Fromme Leute brachten ihm den nothwendigen Lebensunterhalt. Er schlief auf einem Steine, sein Bett und seine Decke waren die Kleider, welche er nie auszog. Bald hatten die Leute der Umgebung ihn zum Helfer in allen leiblichen und geistlichen Nöthen erkoren. Er befreite die Besessenen durch die Anrufung des hl. Namens Jesus, unterdrückte schleichendes Gift durch das Zeichen des Kreuzes und heilte das Wechselfieber durch geweihtes Oel, das er zu trinken gab. So wurde er ungefähr 30 Jahre alt, als sich bei ihm Schüler meldeten, die nach seiner Anweisung zu leben entschlossen waren. Auf diese Weise entstand in Auvergne ums J. 470 ein Kloster, dessen erster Abt der hl. Martius wurde. Auch setzt fuhr er fort, in Nöthen des Leibes und der Seele ein liebreicher Helfer zu seyn. Den eigenen Vater seines hl. Biographen heilte er durch Handauflegung vom Fieber, einen gewissen Nivardus aber von der Wassersucht. Einst hatte sich ein Dieb im Klostergarten eingefunden. Mit reicher Beute an Obst und andern Gartenfrüchten suchte er den Ausgang, konnte ihn [294] aber nicht finden, bis er entdeckt war. Der hl. Abt schenkte ihm was er gestohlen hatte und zeigte ihm die Thüre mit den Worten: »Gehe im Frieden, und thue nicht mehr was du eben gethan hast.« Neunzig Jahre alt verschied er um d.J. 530 selig im Herrn. An seinem Grabe, unterhalb der Klostercapelle, geschahen neue Wunder. Irrig hat ihn Trithemius zu den Aebten des Benedictiner-Ordens gezählt. Er ist da und dort mit dem hl. Marcus verwechselt worden. Sein Kloster bestand (Butler l. c. Anm.) bis zur französischen Staatsumwälzung als ein von der Abtei St. Allyre zu Clermont abhängiges Priorat fort. (II. 132–134).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 294-295.
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