Maura, S. (4)

[325] 4S. Maura, V. (21. Sept.). Diese heil. Maura, geboren um d.J. 827, war die Tochter des Marianus, eines reichen und einflußreichen Adeligen zu Troyes und dessen frommen und sorgsamen Gattin Sedulia. Ihr Bruder Eutropius war Bischof in ihrer Vaterstadt. Hier verbrachte sie auch den größten Theil ihres erbaulichen Lebens. Man hat zwar vermuthet, daß St. Lié ihr Geburtsort seyn möchte, weil der Abt dieses Klosters ihre Taufe vollzog, aber dieser konnte ja auch nach Troyes gekommen seyn, um diesen Act zu vollziehen. Obwohl sie nie in ein Kloster trat, führte sie doch allzeit ein klösterliches, dem Himmel zugewendetes, einsames Leben. Ihren Thränen und ihrem Gebete dankte ihr Vater die Gnade der Bekehrung. Tag und Nacht oblag sie dem Dienste Gottes, sorgte für Oel zu den Lampen [325] vor dem Allerheiligsten, wob und stickte Kirchenkleider und Meßgewänder, reinigte die Kirchenwäsche, fertigte Kleidungsstücke für Arme. An den Stufen der Altäre weilte sie am liebsten. Alle Mittwoche und Freitage fastete sie in Wasser und Brod. Der Bischof Prudentius, der Alles dieß von ihr rühmt, setzt hinzu, daß er hiebei noch mehr die Meinung als die Arbeit, den Willen als die That geschätzt habe. Gott schenkte ihr auch außerordentliche Gnaden, welche sie aber in ihrer Demuth sorgfältig verbarg. Sie wurde nur 32 Jahre alt. Als sie am Sterben lag, sprach sie nochmal mit voller Inbrunst des Herzens das Gebet des Herrn, der sie bei den Worten: »Dein Reich komme« zu sich nahm. Das Jahr ihres Todes ist nicht genau ermittelt, aber zwischen die J. 846 und 861 zu setzen. An dem Orte ihres Begräbnisses bei Troyes, welcher ihren Namen annahm, geschahen nach dem Zeugnisse des Bischofs Prudentius unzählige Wunder, mit welchen Jesus seine Dienerin verherrlichte. Im J. 1415 wurde der größte Theil ihrer heiligen Ueberreste in die St. Martinskirche zu Troyes und in die Capelle ihres Namens bei Gournay übertragen. Auf Bildnissen steht oder kniet sie vor dem Crucifixe, bei dessen Verehrung sie einst den Heiland seufzen gehört hatte, oder sie ist mit Anfertigung von Kirchenparamenten beschäftigt. (VI. 271–278).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 325-326.
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