Meinulphus, S.

[396] S. Meinulphus, diac. (4. al. 5. Oct.). Dieser hl. Meinulphus (Majolfus, Meinolphus, Magenulphus, Meinolsus), Erzdiakon an der bischöflichen Kirche zu Paderborn, stammte von reichen und adeligen Eltern in Westphalen. Er heißt fälschlich der einzige Heilige des Landes. Kaiser Carl der Große, an dessen Hof er durch seine Mutter Wichtrudis, die frühe Wittwe geworden war, gebracht wurde, ließ ihn taufen, und nachdem er die Jahre erreicht hatte, an der Domschule zu Paderborn erziehen. Sein Geist erhielt hier jene von allen niedrigen Begierden freie, Gott und seinem Dienste zugewendete Richtung, die er sein Leben lang einhielt. Der von uns (II. 604) beschriebene Bischof Hathumar war sein erster Lehrer, unter dessen Leitung er an Kenntnissen wuchs, während sein Herz nach Gott verlangte. Die Ehren und Reichthümer, welche die Welt ihm in reicher Fülle bieten konnte, verachtend, weihte er sich dem Dienste Gottes und der unsterblichen Seelen um Gottes willen. So wurde er in die Zahl der Kanoniker zu Paderborn eingereiht und erhielt vom seligen Bischofe Baduradus, dessen Lehren und Beispiele ihn kräftig bewegten, das wichtige und einflußreiche Amt des Archidiakonates. In Folge eines Gesprächs über die Worte Jesu: »Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel des Himmels ihre Nester, des Menschen Sohn aber hat nicht, wohin Er sein Haupt lege«, hatte er schon im J. 816 den Entschluß gefaßt, ein Kloster zu gründen, konnte aber vorerst nicht zum Ziele kommen. (Vgl. Kampschulte, westphäl. Kirchen-Patrocluien, S. 102.) Als er nun im J. 836 der Uebertragung der Reliquien des hl. Liborius (s.d.) anwohnte, verpflichtete er sich noch zu Mans durch ein Gelübde zur Ausführung dieses Planes. So entstand das der hl. Mutter Gottes geweihte Frauenkloster Böddeken (Neuenböddeken). Er starb am 5. Oct. 847 und wurde in Böddeken beigesetzt. Dieser Tag ist durch die beständige Verehrung, die ihm in dem Bisthum Paderborn seit seinem Tode, den Gott durch Wunder verherrlichte, gezollt wurde, in frommer Ueberlieferung bewahrt worden. Die Erhebung seines heiligen Leibes geschah ungefähr 50 Jahre später. Genanntes Kloster wurde ein Kanonikat für Jungfrauen und blieb es bis zum J. 1408, wo Bischof Wilhelm es regulirten Chorherren aus dem Orden des hl. [396] Augustin übergab, die es bis zum Jahre 1803, wo es aufgehoben wurde, inne hatten. Seine Gebeine, welche bis dahin in Böddeken geruht hatten, wurden um die nämliche Zeit nach der Bußdorfer Kirche in Paderborn übertragen, wo sie jetzt noch verehrt werden. Ebendaselbst befindet sich das Glöcklein, dessen er sich bei der hl. Messe bedient hatte. Eine ziemlich bedeutende Reliquie des Heiligen fand Kampschulte im Kloster Calvarienberg bei Ahrweiler, eingeschlossen in einem alten merkwürdigen Altaraufsatz. (Westph. S. I. 10–14.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 396-397.
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