Melchisedech, S. (1)

[408] 1S. Melchisedech (Melchisedek), Patr. (25. März al. 12. April). Es ist bezeichnend, daß der Gedächtnißtag des ältesten Vorbildes Christi (figura Christi, heißt er bei Boll.) auf den 25. März, also denselben Tag gesetzt ist, an welchem die kathol. Kirche auch die Verkündung der Menschwerdung des Heilandes begeht. Schon sein Name weist auf Christus; er bedeutet »König der Gerechtigkeit und des Friedens«. Angeblich aus dem Stamme Cham entsprossen, hatte er zur Zeit Abrahams die Verehrung Gottes, des Allerhöchsten, im Lande Canaan erhalten und segnete den Abraham bei Gelegenheit seiner Heimkehr von der Besiegung des Königs Chodorlahomor. Zu Salem, dem spätern Jerusalem, brachte er das vorbildliche, unblutige Opfer von Brod und Wein dar, das jetzt in seiner Erfüllung und Verklärung das von den Propheten verheißene, Gott allein [408] wohlgefällige, unblutige Opfer des N. T. ist und bis zum Ende der Welt bleiben wird. Sein geheimnißvolles Erscheinen in der Geschichte, ohne Vater und Mutter, ohne Stammbaum etc. etc. erinnert, nach der Hinweisung des Hebräerbriefes, an den Erlöser, von welchem David bereits geweissagt hatte (Ps. 109), daß Er der Priester sei ewiglich, nach der Ordnung des Melchisedech. Als Vorbild der Segnungen des Messias segnete er den Abraham und empfing von ihm den Zehenten. Nur bei dieser Gelegenheit lernen wir ihn kennen; so geheimnißvoll wie er gekommen, entschwindet er wieder. Von seinen ferneren Erlebnissen und seinem Tode wissen wir nichts. In den ersten christlichen Jahrhunderten hat man sich (Aschbach, K-L. IV. 201) über seine Person in manche irrthümliche und abgeschmackte Meinungen verloren. Eine nach ihm genannte Sekte hielt ihn für eine himmlische Kraft, die höher als Christus stehe; eine andere Sekte hielt ihn für den hl. Geist. Origenes erkannte in ihm einen Engel, der dem Abraham erschienen sei; die Samaritaner sahen ihn für Sem, den Sohn Noe's an, Andere für den Sohn Gottes selbst. Noch Seltsameres fabelten von ihm die Rabbiner, und nach ihnen die Mahomedaner. Das Richtige sagte von ihm, seiner Stellung zu Christus und zur ganzen Heilsökonomie schön und kurz der hl. Epiphanius: »Das Vorbild Christi, Melchisedech, hat die Wurzel der Juden, den Abraham, gesegnet; um so mehr segnet und heiliget Christus, als die Wahrheit, Alle, die an Ihn glauben.« (Cotel. Eccl. gr. monum. I. 428.) Man sieht den hl. Patriarchen am öftesten in seiner oben geschilderten Begegnung mit Abraham dargestellt. Oder er trägt als Priester einen Kelch mit Broden, letztere gewöhnlich drei an der Zahl und mit Kreuzen bezeichnet. Irgend ein Symbol, z.B. ein christlicher Altar, das Kreuz in der Ferne, weist auf das heilige Opfer der Messe. Er wird von den Griechen zu Jerusalem in der ihnen gehörigen Adamskapelle, erbaut in der Zeit des fränkischen Königreiches, wo die Orientalen seine Grabstätte suchten, verehrt. Bei den Aethiopiern wird er am 12. April verehrt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 408-409.
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