Pancratius, S. (3)

[667] 3S. Pancratius, M. (12. Mai). Dieser hl. Martyrer zu Rom stand erst in seinem vierzehnten Jahre, als er im J. 304 unter dem Kaiser Diocletian für den Glauben starb. Er wurde an der Aurelischen Straße enthauptet und auf der Begräbnißstätte des Calepodius, die später seinen Namen erhielt, durch die edle Matrone Octavilla beerdigt. Die ihm daselbst geweihte Kirche wurde im 5. Jahrhundert durch den Papst Symmachus und im 7. durch den Papst Honorius I. erneuert. Der hl. Gregor der Große hielt in ihr eine noch vorhandene Homilie, welche die siebenundzwanzigste in der Reihenfolge ist. Gregor von Tours nennt ihn »den Rächer der Meineide« und erzählt (de gloria M. M. c. 30) von den Strafwundern, [667] welche bei seinen Reliquien aus solchem Anlasse zu geschehen pflegten. Dennoch hat man seinen glorreichen Martertod vielfach, aber mit Unrecht, bezweifelt. Die römische Kirche hat sein Andenken mit größter Treue bewahrt und festgehalten. Hätte darüber irgend ein Zweifel bestanden, so würde der große heil. Gregorius (l. c.) nicht gesagt haben: »Wir wissen, durch welchen Tod der Martyrer, an dessen Grab wir miteinander stehen, zum Himmelreich gekommen ist.«1 Anders verhält es sich mit den fg. »Acten,« die über ihn auf uns gekommen sind, und den meisten Legenden Stoff zu seiner ausführlichen Behandlung geliefert haben. Ein kurzer Auszug der wichtigern Momente mag hier genügen. Er soll der einzige Sohn reicher heidnischer Eltern zu Synnada, einer Stadt im Norden der Phrygia salutaris gewesen seyn. Als sein Vater gestorben war, ging er mit seinem Oheim Dionysius nach Rom, wo sie ein großes Haus auf dem Cölischen Hügel bewohnten. Bald lernten sie den Gottesdienst und das gottesfürchtige Leben der Christen kennen, und ließen sich ungeachtet der blutigen Verfolgung, welche jene damals zwang, unter der Erde die hl. Versammlungen zu halten, im Glauben unterrichten und taufen. Bald darauf erkrankte der Onkel und starb im Frieden. Der hl. Pancratius wandelte wie ein vollkommener Christ, der schon das Mannesalter der Gnade erreicht hatte. Da sprachen die Heiden: »Wenn schon unbärtige Knaben die Götter verachten, was soll dann werden?« und zeigten ihn als Christen an. Er wurde gefangen genommen und vor Gericht gestellt, wo der Heilige das schöne Bekenntniß ablegte: »Wohl bin ich jung an Jahren, aber mein Sinn ist fest und ich fürchte nichts; Christus ist mein Leben, für Ihn sterben ist mein Gewinn.« Es erfolgte hierauf das Urtheil zum Tode durch das Schwert. Sein heil. Haupt wird in der Lateranensischen Basilica verehrt. Im Jahre 655 schickte der Papst Vitalian einen Theil der Reliquien des heil. Pancratius an den König Oswin von England. In Italien, England, Frankreich, Spanien und Deutschland (hieher kam seine Verehrung durch den heil. Bonifacius) tragen viele Kirchen den Namen dieses Heiligen. Abbildungen zeigen ihn nebst dem Schwerte eine Krone in den Händen tragend. (III 17.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 667-668.
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