Patiens, S. (2)

[692] 2S. Patiens, Ep. Conf. (11. Sept.). Dieser heil. Bekenner und Bischof von Lyon soll nach dem hl. Eucherius3 um die Mitte des fünften Jahrh. auf den bischöflichen Sitz erhoben, nach Andern aber erst kurz vor dem Jahre 470 zu dieser Würde gelangt seyn. Man glaubt, daß er in der genannten Stadt auch geboren war. Da seine Familie zu den angesehensten des Landes gehörte, dürfen wir an einer entsprechenden Erziehung nicht zweifeln. Man wußte nicht, was an ihm bewundernswerther sey, ob sein Eifer für die Ehre Gottes, oder seine Liebe zu den Armen; den Letztern gehörte sein ganzes Vermögen und alle seine Einkünfte. Seine Predigten brachten viele Arianer zur Erkenntniß der Wahrheit und zur Rückkehr in die katholische Kirche. Ohne alle Furcht that er immer, was ihm der Ehre Gottes, dem Heile der Seelen, der Blüthe und dem Wohlstande der Kirche am förderlichsten schien. In diesem Streben bemühte er sich mit seinen ihm untergebenen Amtsgenossen vereinigt zu wirken, die er deßhalb öfter berieth, wie er ihnen mit seinem Rathe und seinen Erfahrungen hilfreich zur Seite stand. Er entschied die streitige Bischofswahl zu Chalons sur Saone, indem er keinem der drei Bewerber seine Stimme gab, sondern die Wahl auf einen Andern lenkte, und wohnte der Bischofsversammlung von Arles bei (um d.J. 455), wo die katholische Lehre gegenüber den Irrthümern des Pelagius und seiner ganzen und halben Anhänger, namentlich [692] Faustus von Lerin, neuerdings erläutert und festgestellt und der Jurisdictions-Streit des Klosters von Lerin mit dem Bischofe Theodor zu Gunsten des letztern entschieden wurde. Seine großartige und aufopfernde Hirtensorgfalt auf dem Felde der Hilfeleistung in den Verheerungszügen der Gothen, welche in den Jahren 473 und 474 einen großen Theil der Aernte zerstörten, zeigt die Aufrichtigkeit und lebensvolle Innigkeit seines Glaubens. Er errichtete Getreide-Magazine in den Thälern der Saone und der Rhone und rettete als ein zweiter Joseph von Aegypten auch entferntere Ortschaften wie Arles, Orange, Viviers, Valence, Avignon, Riez vom Hungertode. Man glaubte, daß unter seinen Händen das Getreide sich wunderbar vermehrte. Dazu kam die Veranstaltung von Kirchenfesten, die Uebertragung hl. Leiber, worunter jene der hhl. Irenäus6, Epipodius und Alexander37 namentlich aufgeführt werden, die Erbauung, Erneuerung und Einweihung verschiedener Kirchen, welche Anlässe er stets zu liebevollen und aufmunternden Ansprachen an die ihm untergebenen Gläubigen benützte. Einige Homilien von ihm sollen sich unter den sog. Eusebianischen noch erhalten haben, aber man ist über ihre Aechtheit nicht einig. Ein Irrthum ist es auch, wenn ihm von Einigen die Abhaltung einer Synode zu Lyon zugeschrieben wird. Sein seliges Hinscheiden erfolgte wahrscheinlich zwischen d.J. 480 und 490. Das Mart. Rom. nennt ihn gleichfalls zum 11. September. (III. 791 –797.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 692-693.
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