Patricia, S. (4)

[693] 4S. Patricia (Patritia), V. (25. al. 26. Bug., 13. März). Das Andenken dieser hl. Jungfrau wird in Neapel seit unvordenklicher Zeit mit großer Feierlichkeit begangen. Sie lebte zu der Zeit des Kaisers Constantinus d. Gr. und machte mit ihrer Amme und mehreren Dienern eine Wallfahrt von Constantinopel, wo sie zu Hause war, nach Rom, um die Gräber der hhl. Apostel zu verehren, starb aber auf dem Wege zu Neapel. So erzählt kurz Baronius. Nach der Legende bestand ihre Begleitung in Aglais, ihrer Amme, fünf Eunuchen und fünf Kammerfräulein. Die Abreise wurde durch das Drängen eines vornehmen Freiers, welcher um ihre Hand warb, während sie bereits dem göttlichen Erlöser verlobt war, veranlaßt. Sie landeten zu Neapel, wo sie die Kirchen besuchten, beteten und Almosen spendeten, und dann wieder zu Schiff stiegen, um nach Rom zu segeln. Daselbst besuchten sie die Gräber der hhl. Apostel, empfingen den hl. Schleier und fuhren dann nach Constantinopel zurück. Dort verkaufte die heil. Patricia ihre Güter, und schaffte aus dem erlösten Geld goldene Kelche und Becher, viele Leinwand und seidene Stoffe an, nahm hierauf Abschied von ihren Verwandten und Freunden undreiste mit Aglais und ihren frühern Reisegefährten nach Neapel zurück. Hier angekommen, erkrankte sie schwer, und verschied, nach Empfang der hhl. Sacramente, selig im Herrn. Der Leichnam wurde von ungezähmten Stieren in die Kirche der hhl. Marcianus und Nikander gebracht. Bei ihrem Grabe enstand ein Frauenkloster. Als einmal ein Wallfahrer, der um die Erlaubniß gebeten hatte, an dieser Stätte die Nacht zubringen zu dürfen, den Stein über dem Grabe hinweghob, und dem hl. Leibe einen Zahn herauszog, floß sogleich Blut, und der Ort, wo das hl. Haupt lag, ward ganz mit frischem Blute übergossen. Der Dieb erschrack und war ganz betäubt; wie eine Statue stand er unbeweglich da, als die Klosterfrauen zur Matutin sich in der [693] Kirche einfanden, und brauchte lange, bis er; der Sprache mächtig wurde, worauf er seinen Frevel gestand und den ausgezogenen Zahn und das frische Blut zeigte. Mit diesem füllten die Jungfrauen zwei gläserne Gefäße an, und legten den Zahn in eine silberne Kapsel, worauf sie Anzeige bei dem Bischofe machten. Ob das Wunder sich wirklich zugetragen hat, oder ob hier nur eine Nachahmung des Januarius-Wunders für das weibliche Geschlecht vorliegt, können wir nicht untersuchen. Die Erzählung fügt nämlich bei und das Martyrologium der Basilianer-Mönche bestätiget, daß dieses Blut sich im gestockten Zustande befinde, sobald aber der Zahn in die Nähe gebracht, oder wenn am Freitag die hl. Messe zu Ehren der Heiligen gelesen werde, fange es zu sieden an und werde ganz flüssig. Unzählige Wunder sind im Kloster der heil. Patricia aufgezeichnet, welche auf ihre Fürbitte gewirkt wurden. Im J. 1549 ward der Leib der hl. Jungfrau in die neuhergestellte große St. Patricia-Kirche aus seiner Grabstätte in der Kirche der hhl. Nikander und Marcianus übertragen und in einer Kapelle aufgestellt; am 9. September 1551 aber auf dem Hochaltar der großen Kirche beigesetzt. Ihr Fest wird in der Kirche der Klosterfrauen am 25., sonst aber in der Diöcese Neapel am 26. August gefeiert. Im Mart. Rom. ist der Name der heil. Patricia am 25. August erwähnt. Abbildungen kennzeichnen sie als heilige Pilgerin. (V. 199–223)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 693-694.
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