Paulus, B. (112)

[744] 112B. Paulus, Ep. Conf. (17. Juni). Dieser Selige wurde aus der alten Familie Burali d'Arezzo zu Itri, einem Städtchen im Neapolitanischen, im J. 1511 geboren, verlegte sich auf die Rechtswissenschaft und er hielt zu Bologna die Doktorwürde. Zehn Jahre lang war er Anwalt zu Neapel und kehrte dann, 37 Jahre alt, nach Itri zurück, um in stiller Abgeschiedenheit sich mit seiner eigenen Heiligung zu beschäftigen. Was ihn außer der göttlichen Gnade hiezu bestimmte, finden wir in seiner Lebensgeschichte nicht angegeben. Doch mußte er bald darauf als Rathgeber des Königs wieder nach Neapel zurückkehren. Sein Sinn blieb aber beständig nach Innen gewendet, weßhalb er in den Theatiner-Orden trat und am 2. Febr. 1558 die Gelübde ablegte. Zum Priester geweiht, widmete er sich mit allem Eifer den heiligen Amtsverrichtungen. Man erwählte ihn zum Vorsteher des Hauses von St. Paul in Neapel. Auf wiederholtes Andringen verwandte er sich am spanischen Hofe für die Rechte und Freiheiten der Stadt Neapel. Nach seiner Heimkehr kam er als Superior des Ordens nach Rom, wo ihn Papst Pius V. über verschiedene Angelegenheiten zu Rathe zog. – Dieser Papst, darauf bedacht, der Kirche eifrige Hirten zu geben, ernannte ihn zum Bischof von Piacenza, mußte ihm aber befehlen, diese Würde anzunehmen. Seine vortrefflichen Hirteneigenschaften erwarben ihm in kurzer Zeit die Verehrung und das Vertrauen aller seiner Pflegempfohlenen. Pius V. erhob ihn zum Cardinal. Zu Piacenza gründete er mehrere Anstalten, unter andern zwei Häuser, eines für Waisenkinder, das andere für büßende Mädchen oder Frauen. In zwei von ihm gehaltenen Synoden gab er Verordnungen, welche ein ewiges Denkmal seines Eifers für die Kirchenzucht sein werden. Gregor XIII. versetzte ihn, ungeachtet aller seiner Gegenvorstellungen, von dem bischöflichen Stuhle von [744] Piacenza auf den von Neapel. Auch hier stellte er mit unermüdlichem Eifer die eingeschlichenen Mißbräuche ab und ließ sich die Bekehrung der Juden, Ketzer und Muhamedaner sehr angelegen sein. Nach einem gesegneten Wirken starb er am 17. Juni 1578 in einem Alter von 67 Jahren. Er wurde nach seinem Verlangen in der Kirche der Theatiner bei St. Paul begraben. Die hohe Achtung, welche Papst Pius V., der heil. Carl von Borromeo, der heil. Philippus Nerius, der hl. Andreas Avellinus und der selige Marino für ihn hatten, läßt sicher auf die Tugenden schließen, die er besessen hat. Schon Innocentius XII. ließ seinen Canonisationsproceß einleiten, der jedoch erst am 13. Mai 1772 durch Clemens XIV. beendigt wurde. Die Theatiner feiern sein Fest am 17. Juni. (But. VIII. 232–236.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 744-745.
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