Paulus, S. (75)

[725] 75S. Paulus, Patr. M. (7. Juni, al. 10. April, 1. Mai, 6. Nov.). Der hl. Paulus, Patriarch von Constantinopel, litt und starb für den Glauben an die wahre Gottheit Jesu, wie das Concil von Nicäa im J. 325 denselben gegen die Irrlehre der Arianer endgültig festgestellt hatte. Sein Geburtsort ist Thessalonich, wo er auch erzogen und zum Kleriker gebildet wurde. Auf dem Concil zu Nicäa zog er als Theolog des hl. Patriarchen Alexander73 von Constantinopel bereits Aller Aufmerksamkeit auf sich. Als der heil. Alexander (s.d.) im J. 336 (340) starb, war er Priester zu Constantinopel, und genoß, wie immer sein Leben vor der Ordination beschaffen seyn mochte, das allgemeine Vertrauen so sehr, daß er nach dem letzten Wunsche des hl. Alexander dem Diacon Macedonius, welcher schondamals wegen Arianischer Gesinnung beim Volke anrüchig war, obwohl keine offenbaren Beweise gegen ihn vorlagen, vorgezogen und zum Patriarchen erwählt wurde. Jetzt verklagten ihn die Arianer wegen staatsgefährlicher Gesinnungen und bewirkten seine Verbannung nach dem Pontus. Doch konnten sie ihren Candidaten Macedonius nicht durchsetzen. Die politische Schuld des heil. Paulus schien also dem Kaiser klarer zu seyn, als die Orthodoxie des Macedonius, welche selbst der hl. Paulus, der ihn zum Priester weihte, noch nicht bezweifelt hatte. Unter Constantin II. kehrte er aber mit dem hl. Athanasius und andern Verbannten wieder zu seiner Kirche zurück. Als Kaiser Constantius, ein offener Gegner des Concils von Nicäa, zur Regierung kam, wurde er von den Arianern so sehr als reichsfeindlich verschrieen, daß er wieder in die Verbannung gehen mußte. Statt seiner bestieg der Arianisch gesinnte Eusebius von Nicomedia den Patriarchenstuhl bis zum J. 341. Der hl. Paulus ging in's Abendland, wo der hl. Bischof Maximinus6 [725] von Trier ihn aufnahm und so lieb gewann, daß er seine Wiedereinsetzung ernstlich betrieb. Nicht minder nahm sich Papst Julius7 I., an welchen er sich gewendet hatte, seiner Sache an, indem er ihn, vermöge des Vorrangs, welchen die römische Kirche besitzt, als rechtmäßigen Patriarchen der Kirche von Constantinopel bestätigte (im J. 341). Aber die Arianer nahmen diese Entscheidung nicht an, sondern setzten ihm nach dem Tode des Eusebius den schon genannten Macedonius entgegen (im Jahre 342). Trotzdem konnte jetzt der heil. Paulus einige Zeit, man glaubt bis in's Jahr 347, sein Amt versehen. Die beiden Patriarchen, der katholische und der arianische, hatten jeder seine eigene Kirche. Bald aber entstanden, in Folge der streitigen Patriarchenwahl, bei welcher das Volk dem hl. Paulus zustimmte, Straßenkämpfe, in welchen viele Personen, und selbst der kaiserliche Befehlshaber Hermogenes, welcher den hl. Paulus vertreiben sollte, getödtet, und dessen Haus in Brand gesteckt wurde. Jetzt kannte die Rache der Arianer keine Grenze mehr. Obwohl der heil. Paulus dem neuen Befehlshaber Philippus, um weiteres Blutvergießen zu verhüten, seine Unterwerfung unter das Verbannungsdecret anzeigte, und dasselbe anfänglich ganz mild vollzogen wurde, zeigte es sich bald, daß man seinen Tod beschlossen hatte. Von Thessalonich, wo er eine Zeit lang Ruhe gehabt hatte, wurde er nach Singara in Mesopotamien, von da nach Emesa in Syrien und zuletzt nach Cucusa im Taunusgebirge gebracht. Hier wurde er äußerst hart gehalten; in einen finstern und stinkenden Kerker eingeschlossen, entzog man ihm selbst die nöthige Nahrung. Da er trotzdem nicht frühe genug starb, erdrosselte man ihn am sechsten Tage mit seiner Stola im Gefängnisse. Er wurde bald als Heiliger verehrt und schon im J. 381 in der Pauluskirche zu Constantinopel beigesetzt. Gegenwärtig ruhen seine Ueberreste in der St. Lorenzkirche zu Venedig, wohin sie im J. 1236 gebracht wurden. Im J. 1403 am 10. April fand daselbst eine Erhebung der heil. Reliquien statt, die damals noch sämmtlich vorhanden waren. Dasselbe scheint noch im J. 1601, wo eine neue Besichtigung und Transferirung geschah, der Fall gewesen zu seyn. Die Griechen verehren ihn am 6. November.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 725-726.
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