Paulus, S. (84)

[740] 84S. Paulus, M., (3. Juli al. 21. Mai). Dieser hl. Martyrer zu Konstantinopel litt unter dem Kaiser Constantinus Copronymus (seit d.J. 741), welcher vom J. 753 angefangen [740] alle Bilderverehrer mit grausamer Gewalt und rohem Hohn verfolgen ließ. Der heil. Paulus war von vornehmen Eltern zu Konstantinopel geboren und kaiserlicher Feldherr, aber zugleich wahrhaft katholischer Soldat, welcher dem Kaiser wegen seiner unchristlichen Bilderstürmerei muthig entgegentrat und die Verehrung der Bilder Christi und der Heiligen standhaft vertheidigte. Der Kaiser, welcher einen Widerspruch gegen seine kirchlichen und theologischen Ansichten nicht ertragen konnte, ließ ihn deßhalb in Bande legen und gefangen setzen. Als der Heilige einige Tage darauf bei abermaliger Verhandlung der Sache das kirchliche und rechtgläubige Bekenntniß dem kaiserlichen Befehle nicht unterordnen zu können erklärte, ward ihm die Nase abgeschnitten und er abermals in den Kerker geworfen. Nach acht Tagen führte man ihn wieder aus dem Kerker und goß ihm geschmolzenen Schwefel mit Pech über das Haupt, stach ihm die Augen aus und zog ihn mit gebundenen Füßen über die Straßen, so daß alle Glieder seines Leibes zerrissen und das Gehirn zerquetscht wurde. Unter dieser grausamen Marter starb er, Gott ohne Aufhören preisend, im treuen Bekenntnisse des wahren Glaubens am 8. Juli im J. 766. Seinen Leichnam ließ man auf einem öffentlichen Platze liegen, damit er von den Hunden zerfleischt würde; er wurde von den Katholiken begraben. Im J. 888 wurde der heil. Leib durch eine Offenbarung, die einem frommen Christen zu Theil wurde, aufgefunden und in das Kloster Charmona (Chaima) übertragen. Er gab einen lieblichen Wohlgeruch von sich und bald geschahen Wunder bei seiner neuen Ruhestätte. Im Jahre 1222 wurden die heiligen Ueberreste durch Heinrich Dandolo, einen Führer der venetianischen und französchen Kreuzfahrer, von Konstantinopel nach Venedig gebracht und dort unter großen Feierlichkeiten, die von dem anonymen Berichterstatter bei den Boll. weitläufiger beschrieben werden, in der Kirche des hl. Georg des Größern beigesetzt. Diese Uebertragung wurde alljährlich am 21. Mai begangen. (II. 631–643.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 740-741.
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