Paulus, SS. (94)

[742] 94SS. Paulus et Soc. MM. (17. Aug., al. 4. März). Der hl. Paulus u. seine Schwester Juliana19 lebten zu Ptolomais in Palästina (Syrien), heutzutage Accon und St. Jean d'Acre genannt, (vgl. Boll. Mart. I. 300.) und bekehrten daselbst durch Wort und Beispiel viele Juden und Heiden zum christlichen Glauben. Als der Kaiser Aurelianus (reg. vom J. 270 – 275), welcher die Christen blutig verfolgte, weil er sie für Feinde der Reichseinheit hielt, nach Ptolomais kam, ermahnte der hl. Paulus seine Schwester zur Beharrlichkeit auch im bittersten Leiden. In der That wurden beide bald gefänglich eingezogen und grausam gemartert. Da sie sich gegen alle Schmerzen unempfindlich zeigten und die gegen sie gehetzten wilden Thiere sie nicht berührten, ließ der Tyrann, wie bei Metaphrastes erzählt wird, sie in einen Kessel mit siedendem Pech werfen und auf glühende eiserne Stühle setzen, unter welchen ein starkes Feuer die Glut fortwährend mehrte. Da auch diese Marter den Heiligen keinen Schaden brachte, ließ man sie ins Gefängniß abführen. Dort fielen ihnen die Fesseln von selbst ab und sie wurden von den Engeln mit himmlischer Speise gesättigt. Am dritten Tage wurden sie auf die Folterbank gelegt und gemartet; ihre dabei bewiesene Geduld und Freudigkeit veranlaßte drei Soldaten, Stratonicus, Quadratus und Acacius10, Christum als wahren Gott zu bekennen, während die grausamen Verfolger Alles dieß für Zauberei erachteten. Sogleich wurden auch die Soldaten gefangen gesetzt, und nach einigen Tagen mit dem heil. Paulus und seiner heil. Schwester (die man vorher noch unter giftige Schlangen warf und auf noch andere Weise, ohne ihnen schaden zukönnen, marterte) durchs Schwert enthauptet. Es ist zu bemerken, daß im Mart. Rom. auch setzt noch, der zweifachen Berichtigung durch die Boll. und seinen eigenen Herausgeber Baronius (ad a. 275) ungeachtet, der Kaiser Valerianus (vom J. 253 bis 259) als Verfolger festgehalten und die dem Metaphrastes entnommene Legende überhaupt nicht vollkommen zuverlässig ist. Der mächtige und unüberwindliche Schutz, welchen Gott durch seine Engel dem Gerechten mitten im Leiden gewährt, ist offenbar der eigentliche Kern in der Geschichte dieser hhl. Martyrer. Auch die Griechen ehren dieselben am 17. August in ihrem Menologium. (III. 446 – 454).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 742.
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