Petrus Wright (357)

[866] 357Petrus Wright (29. Mai), ein Jesuit, der zu Slyton in England von armen aber glaubensfesten Eltern geboren war. Der sterbende Vater ermahnte die Seinigen, treu [866] im kathol. Glauben bis an ihr Lebensende auszuharren. Der 13jährige Petrus wollte seiner verwittweten Mutter, die mehrere Kinder zu ernähren hatte, nicht länger zur Last fallen, und trat in die Dienste eines Advokaten. Dort vergaß er der väterlichen Ermahnung und neigte zum Protestantismus hin. Doch auf die Ermahnung seiner Schwester und eines frommen Priesters verließ er diese Stelle, und ließ sich ohne Jemanden etwas zu sagen in die holländische Armee einreihen. Aber schon nach Verlauf eines Monats desertirte er. Auf dem Wege nach Brüssel ward er aller seiner Habe beraubt, jedoch traf er unter dem Stadtthor einen katholischen Engländer, der ihm ein Kleid und Reisegeld schenkte. Nun wollte er nach Rom. Zu Lüttich forderte ihn aber der Pförtner im englischen Collegium auf, seinen Reiseplan aufzugeben, und seine Studien fortzusetzen. Er that es und wurde auf seine Bitte in das Novicial der Gesellschaft Jesu aufgenommen. Als Feldkaplan führte er viele Ketzer zur katholischen Kirche zurück und eiferte sie an, auf nützliche Weise die Waffen für den Dienst Christi zu führen, bis er auf einen Ruf des Marquis Winton das spanische Lager mit den Missionsfeldern Londons vertauschte. Das Bekenntniß und die Uebung des katholischen Glaubens war aber damals in England bei den strengsten Strafen verboten. Die Cromwell'sche Willkührherrschaft, Republik genannt, unterdrückte mit blutiger Grausamkeit jede freie, selbstständige Regung des Gewissens. Am 20. Februar 1650 war eine Acte erlassen worden, welche Allen, die katholische Priester und Jesuiten oder deren Anhänger und Verstecke aufspüren und anzeigen würden, dieselbe Belohnung verhieß, die man früher denen gewährte, welche Straßenräuber zur Hast gebracht hatten. Die angesehensten katholischen Familien irrten, nachdem man ihnen ihr ganzes Vermögen entrissen, in Bergen und Wäldern herum und brachten in Höhlen und Grüften ein erbärmliches Leben zu. Da die Kerker alle mit Katholiken überfüllt waren, mußten Schiffe auf der Themse als Gefängnisse dienen. Aufgestellte Spione drangen, besonders an den Feiertagen, in alle Häuser, um Nachforschungen nach Katholiken anzustellen. Auch der Missionspriester Wright wurde am 2. Februar, als er sich eben anschickte, die heil. Messe zu lesen, entdeckt. Man warf ihn in das Gefängniß beim neuen Thore, in welchem bereits fünf Priester lagen. Von diesen erfuhr er, daß aus diesem Gefängniß der Weg nur zum Galgen führe. Hierauf legte Petrus einem der Priester eine Generalbeicht ab. Lange Zeit war er im Gefängnisse, ohne daß man mit ihm ein Verhör vornahm; die schmutzigen Richter hofften, die Katholiken würden ihn um ein großes Lösegeld frei kaufen, und gestatteten selbst, daß ihn viele Katholiken besuchten und ihm im Gefängnisse ihre Beichten ablegten, ja daß er in einer Kapelle die hl. Messe lesen und das Abendmahl austheilen konnte; zu dieser Nachsicht hatten sich die Wächter durch Geld bestechen lassen. Da aber Wright sich mißbilligend gegen leden Loskauf aussprach, stellten die Richter Zeugen gegen ihn auf, die nachweisen sollten, wo er die Messe gelesen, und wem er die Sacramente gespendet habe, u.s.w. Der fromme Pater läugnete sein Priesterthum nicht, sondern wünschte sich Glück und dankte Gott, daß er nicht als Mörder, oder Dieb, oder Uebelthäter, sondern blos wegen der katholischen Religion vor den Richterstuhl gestellt werde. Nach einer Viertelstunde erfolgte das Urtheil: Petrus Wright solle in seinen Kerker zurückgeführt, von da auf den Richtplatz geschleppt, dort bis er halbtodt wäre, gehängt werden. Hierauf sollten ihm die Eingeweide herausgerissen, der Kopf abgehauen, der übrige Leib geviertheilt und die Theile an den vier gewöhnlichen Plätzen der Stadt aufgehängt werden. »Nun sei dein heiligster Name, o allmächtiger Gott, gebenedeit in Ewigkeit!« so schrieb der ehrwürdige Pater an seinen Provincial, als er nach Anhörung seines Urtheils ins Gefängniß kam, und meldete ihm, daß er eine unglaubliche Freude empfinde über diese erwünschte und seit vielen Jahren schon ersehnte Nachricht. Nach zwei Tagen ward das Urtheil an ihm vollzogen. Auf einem mit mehreren Pferden bespannten Wagen ward er zum Richtplatze geführt; hinter seinem Gefährte kamen drei andere, auf denen sich Verbrecher aus dem Volke befanden, und zuletzt zwei Schleifen mit einigen Räubern. Der ganze Weg vom Gefängnisse bis zum Galgen war dicht besetzt. Die Katholiken knieten sich nieder, wo der Pater vorbeifuhr und [867] baten um seinen Segen. Er hielt von seinem Wagen aus noch eine Rede über die Wahrheit und das Glück des katholischen Glaubens, bis ihm die Henker Stillschweigen geboten. Hierauf brachte er fast eine volle Stunde noch betend mit zum Himmel erhobenen Händen und Augen zu. Alle hingen schon, als er noch auf dem Wagen stand. Zuletzt traf ihn auch die Reihe. Als man sein Haupt abhieb, tauchten die Katholiken ihre Taschentücher in sein Blut und sammelten einzelne Theile seines Fleisches als Reliquien. Der Marschall gestattete sogar, daß er ehrlich begraben werde, wovon die Katholiken schnell Gebrauch machten, indem sie die Theile seines Leichnams an einem sichern Ort verwahrten. Dieses geschah am 29. Mai 1651. (Tann.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 866-868.
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