Petrus, V. (203)

[855] 203V. Petrus, Erem. (18. al. 7. 15. Juli). Dieser eifrige Mann ist der Urheber der Kreuzzüge gewesen. Geboren in der Diöcese Amiens lebte er daselbst einige Zeit als Einsiedler und machte als solcher eine Wallfahrt ins gelobte Land. Seine Person war unansehnlich, sein Gesicht abgemagert, die Kleidung vernachläßigt; er trug einen alten Mantel und ging bloßfüssig oder ritt auf einem Esel; man konnte ihn fast nicht ansehen (persona contemtibilis). Als er in Jerusalem sah, wie die hl. Orte im Besitze der Ungläubigen waren, aus der Tempelstätte eine Moschee, an der Kirche des hl. Grabes Pferdeställe sich befanden, schnitt es ihm durchs Herz. Außerdem erfuhr er, wie vielen Leiden und Bedrückungen sich die Christen nun schon seit Jahrhunderten ausgesetzt sahen. Noch mehr hörte er von dem Patriarchen, bei dem er sich Audienz in dieser Sache erbeten hatte. Darüber weinte er Tag und Nacht und erbat sich von demselben Briefe an den Papst und die abendländischen Fürsten, mit dem Anerbieten, dieselben selbst überbringen und für die Befreiung des heil. Landes wirken zu wollen. Nicht lange hernach betete der fromme Eremit in der hl. Grabeskirche um glückliche Reise und günstigen Erfolg seines Vorhabens. Da erschien ihm der Herr im Schlafe und sprach: »Stehe auf, Petrus, und fürchte dich nicht, und führe eilig aus, was du dir vorgenommen, denn ich will mit dir sein!« Nachdem er in Bari glücklich gelandet hatte, eilte er nach Rom, um dem Papste die Briefe zu übergeben. Er nahm sie gütig auf und versprach, die nächste Gelegenheit benützen zu wollen, die der Ausführung des Vorhabens günstig wäre. Der fromme Einsiedler war unterdessen aufs Eifrigste bemüht, die Gemüther auf das Unternehmen vorzubereiten. Auf den Burgen der Vornehmen wie auf den Marktplätzen sprach er mit hinreißender Begeisterung von dem traurigen Zustande des heil. Landes und von der Nothwendigkeit, es zu befreien. Fast allerorts fand er Beifall und ernstlich gemeinte, sichere Zusage. Darauf hielt der Papst das Concil von Clermont im November d.J. 1095, wo der Beschluß der Kreuzfahrt, welchem der fromme Eremit kräftig vorgearbeitet hatte, fertig gebracht wurde. Der Eremit Petrus führte selbst ein Heer von etwa 40,000 Mann nach dem Orient, die aber fast alle durch Feuer und Schwert umkamen. Nach der Befreiung Jerusalems, durch Gottfried von Bouillon (am 15. Juli d.J. 1099), die längere Zeit als festum duplex, an vielen Orten sogar mit Octave begangen wurde, kehrte er wieder nach Europa zurück. Er hatte der Belagerung Jerusalems beigewohnt und durch begeisterte Ansprachen und Abhaltung von Bußgebeten und Litaneien das christliche Heer zur Ausdauer und fortgesetzten Tapferkeit mächtig entflammt. Nach der Heimkehr er baute er in der Vorstadt von Huy das »neue Kloster« zu Ehren des hl. Johannes des Täufers und des hl. Grabes, wozu die Grafen Conon von Montaigne und Lambert von Clermont die Mittel boten. (Sie hatten nämlich auf ihrer Fahrt ins hl. Land die Erbauung einer Kirche versprochen, wenn sie dem ihnen drohenden Schiffbruch glücklich entkommen würden). Nach einem überaus heiligen Wandel entschlief er am 8. Juli i. J. 1115 im Herrn. Aus Demuth verordnete er, daß sein Leib im allgemeinen Gottesacker begraben werden sollte. Man willfahrte seinem Wunsche, verlegte aber unter dem Abte Haman II. seinen Leib in die Krypta der Kirche vor [855] den Altar der hhl. Apostel Philippus und Jakobus. Obschon ungefähr 130 Jahre seit seinem Tode verflossen waren, fand man bei dieser Erhebung den Bußgürtel noch um die Lenden und das Haupt fast unversehrt und um die geistliche Tonsur herum noch alle seine gekrausten Haare. Diese Translation geschah am 17. October 1242. Die Carmeliten nennen ihn (II. 451) zum 7. Juli.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 855-856.
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