Piatus, S.

[921] S. Piatus Presb. M. (1. Oct.). Dieser hl. Priester, welcher öfter auch Piato und Picton genannt wird, führt den Titel »Apostel von Tournay.« Ueber seine Lebensgeschichte entnehmen wir den Boll. Folgendes: Er war zu Benevent geboren, kam in der Begleitung des heil. Dionysius54 von Paris (s.d.), nach Molanus aber mit dem hl. Quintinus nach Gallien und bekehrte im belgischen Antheil dieses Landes, namentlich in und um Tournay über 30,000 Personen zu Christus. Um das Jahr 286 (nach Miräus um d.J. 299) erhielt er unter dem Kaiser Maximian Herculeus bei Seclin (Siclinium), einem Flecken bei Lille, die Martyrerkrone. Sein Leib ward mit großen Nägeln, deren man sich zur Zusammenfügung der Balken bediente, durchbohrt. Der heil. Bischof Eligius entdeckte im 7. Jahrh. seinen hl. Leib sammt den Nägeln, mit welchen er durchstochen wurde, und legte ihn in einen silbernen, mit Edelsteinen verzierten Sarg. Man bewahrte noch in neuerer Zeit den Leichnam des Heiligen in der nach ihm benannten Collegiatkirche zu Seclin. Während der Einfälle der Normannen im 9. Jahrh. wurden die Leiber des heil. Piatus, des hl. Bavo und mehrerer anderer Heiligen nach St. Omer gebracht, wo sie 40 Jahre blieben. Bei einem andern Einfalle dieser Barbaren übertrug man die Reliquien des heil. Piatus nach Chartres (Carnotum). Noch beim Ausbruch der französischen Revolution sah man daselbst einen Theil derselben in der nach ihm benannten Collegiatkirche. Die Barbaren begruben sie im nahen Gottesacker und übergossen sie mit Kalk. Ihre Wiederauffindung und Erhebung erfolgte i. J. 1816. Die Gall. Chr. zählt ihn als ersten Bischof von Tournay. Fulbert von Chartres hat einen Hymnus zu seiner Ehre gedichtet. Sein Name steht auch im Mart. Rom. auf den [921] 1. October. Bei Usuard findet er sich unter dem Namen Picton. Auf Bildern sieht man ihn als Bischof. (I. 7–26.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 921-922.
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