Pilegrinus

[923] Pilegrinus (Piligrinus), Ep. (31. Mai). Dieser berühmte Bischof von Passau wird von Einigen als »Heiliger«, von Andern als »Seliger« aufgeführt, genießt aber keine öffentliche Verehrung. Ein geborener Graf von Pechlarn, war er längere Zeit Kanonikus in Niederaltaich gewesen. Er bestieg i. J. 971 den bischöflichen Stuhl und regierte seine Kirche zwanzig Jahre lang mit großer Weisheit und Frömmigkeit. In der Gesammtreihenfolge ist er der 27. Bischof. Durch Einrichtung einer geordneten Seelsorge setzte er das Bekehrungswerk fort und sicherte seinen Bestand. Aeußere Unterstützung hiefür erhielt er durch den Herzog Geisa und seine Gemahlin Sarolta. Sein Hauptverdienst ist wohl sein großer Eifer für die Bekehrung der Ungarn. Er wollte sie christlich machen, und dadurch sowohl ihnen selbst als den angrenzenden Völkern den Frieden bringen. Fünftausend Magyaren waren bald bekehrt. Die Religion konnte (W. W. K..L. VIII. 174) von den ihren Herren an Zahl überlegenen Christensclaven freier bekannt werden, und so bereitete er den Sieg der römischen Kirche über die griechische in Ungarn vor. In die von den Ungarn entvölkerten Ländereien führte er neue Ansiedler und bewirkte deren Befreiung von kaiserlichen Abgaben. Ausgezeichnet durch Schönheit der Sprache und bündigen Inhalt ist das von ihm an den Papst Benedict VII. übersendete Glaubensbekenntniß, ähnlich dem sogenannten Athanasianischen. In demselben nennt er sich Bischof von Lorch. Er wurde dafür mit dem Pallium belohnt, erhielt den Titel Erzbischof und die Unabhängigkeit von Salzburg, woraus ihm aber viele Leiden erwuchsen. Die sieben Bisthümer Ungarns, welche früher unter Lorch gestanden waren, wurden ihm neuerdings untergeordnet. Das Bisthum Regensburg hat es ihm zu verdanken, daß es den hl. Wolfgang als Bischof erhielt. Gleichwohl hatte auch er seine Feinde, die ihm sogar seine Kathedrale niederbrannten. Aber Kaiser Otto II., dankbar für die ihm bewiesene unerschütterliche Treue, versah ihn reichlich mit Mitteln, dieselbe schöner als vorher wieder zu erbauen. Die Domschule brachte er zu außerordentlicher Blüthe. Auf seine Veranlassung schrieb Meister Conrad die Nibelungensage in lateinischer Sprache, woraus später die herrliche Dichtung [923] entstand, welche diesen Namen führt. Er starb im Rufe der Heiligkeit am 31. Mai d.J. 991. Die unter seiner Anrufung geschehenen Wunder sind zum ersten Mal i. J. 1189 gesammelt worden. Denselben fehlt aber die historische und kirchliche Beglaubigung. (Jocham.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 923-924.
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