Polyeuctus, S. (2)

[958] 2S. Polyeuctus, Patr. (5. Febr. al. 29. Jan.). Dieser heil. Polyeuctus, zu Deutsch: der »sehr Erwünschte«, war vom J. 956 bis z. J. 970 Patriarch von Konstantinopel. Im Jahre vor seiner Erhebung hatte die verwittwete Großfürstin Olga von Rußland die hl. Taufe empfangen. Der heil. Patriarch erhielt sonach den hohen und wichtigen Beruf, die Bekehrung dieses Landes weiter zu fördern. Im griechischen Reiche herrschte anfänglich, bis zum J. 959 Constantin Porphyrogenitus, dann bis zum J. 963 Romanus II. und nach diesem, statt seiner Söhne Basilius II. und Constantin IX. Nicephorus Phokas, welcher auf Anstiften der Kaiserin vor dem Schlusse d.J. 969 ermordet und durch [958] Johannes Zimiscas ersetzt wurde. Ihre Regierung war durch große Unordnung im Innern und Verderbniß am Hofe, aber ebenso durch herrliche Siege wider die Mohammedaner bezeichnet. Die römische Kirche befand sich in der Zeit ihrer tiefsten Erniedrigung. Der Heilige bewies eine männliche Tugend und Festigkeit des Charakters und hat durch die Reinheit seines Glaubens, seiner Frömmigkeit und seinen Eifer für die Vertheidigung der kirchlichen Rechte und Freiheiten gegenüber den Anmassungen der Kaiser große Berühmtheit erlangt. Es ist klar, daß er denselben schon wegen seiner unabhängigen Gesinnung, noch mehr aber wegen der Reinheit seines Wandels verhaßt sein mußte. Sie machten unerhörte Eingriffe in die Gerechtsame der Kirche, die der Heilige alle kräftig zurückwies. Daß der heil. Polyeuctus auf den Befehl des Phokas den Bischof von Otranto zum Erzbischof erhob und ihm Bischöfe unterordnete, die nur durch ihn geweiht werden durften, was ein offenbarer Eingriff in die Rechte des Patriarchen von Rom war, vermögen wir uns eben so wenig zu erklären, als die weitere Verfügung, daß der Gottesdienst in ganz Apulien und Calabrien nicht mehr in lateinischer, sondern in griechischer Sprache gehalten werden sollte. Mehr Lob verdiente er sich dadurch, daß er auch den Kaiser Johannes Zimiscas, wegen der von ihm zur Erlangung der Regierung angewendeten Grausamkeiten in so lange von der Gemeinschaft der Kirche ausschloß, und nicht eher krönte, bis er Buße that und die Kaiserin Theophane, sammt den Andern, welche zur Ermordung des Nicephorus beigetragen hatten, in die Verbannung schickte. Er starb am 29. Jan. 970. Sein Officium wird auch von den unirten Griechen begangen. (I. 706–712.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 958-959.
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