Praejectus, S.S. (2)

[976] 2S. S. Praejectus, Ep. et Soc. M. M. (25. al. 24. Jan., 12. Juli, 18. Nov.). Der hl. Bischof Präjectus (Projectus, frz. St. Prix, Prie, Priet), gilt als der 25. Bischof von Clermont in Auvergne. Er wurde von Verschworenen getödtet, da er gegen einen Bürger von Marseille, welcher die Rechte und Güter seiner Kirche bedrängte, indem er das testamentarische Vermächtniß seiner Schwiegermutter Claudia, die ihren Wittwenstand Gott geweiht, und einen Theil ihrer Güter der bischöflichen Kirche von Clermont und ihren Armen zugewiesen hatte, anfocht, und zugleich deren Tochter mit Gewalt zu seiner Frau nahm, die Hilfe des Königs Childerich II. angerufen hatte. Mit ihm soll ein Abt, Namens Amarinus1 (er heißt auch Marinus, Damarinus, Maurinus, Marianus, Amarianus, Amerinus, Martinus) gestorben sein. Als Dritter gesellt sich zu ihnen noch Elidius (sonst auch Clidius und Eladius genannt), aus dem bischöflichen Gefolge, dieser wird von Ferrarius zum 15. Januar genannt. Außerdem schreibt derselbe zum 18. Nov.: Zu Parenzo (Parentium) in Istrien die Auffindung der Leiber der hhl. Martyrer Präjectus und Acolythus und fügt bei, dieselben seien i. J. 1361 aus der Auvergne hieher transferirt worden. Saussayus notirt zum 12. Juli eine andere Uebertragung. Den zwei Lebensbeschreibungen, welche die Boll. geben, von welchen sie die erste für gleichzeitig halten, entnehmen wir folgende besondere Angaben. Der Heilige wurde zu Clermont von frommen Eltern, Gondolenus und Helidia, geboren. Zu Issoir erhielt er seine erste Bildung, und machte besonders im Gesang und in den Sprachen gute Fortschritte. Auf seinen Bildungsgang und sein späteres Berufsleben übte der damalige Archidiacon und spätere Bischof Genesius den günstigsten Einfluß. Als Priester wirkte er zuerst wieder in der Pfarrei Issoir, trat aber nach einiger Zeit in das Kloster Candedin (mon. Candedinense), wo er Abt wurde. Als hier beim Klosterbau eine Mauer einstürzte und einen Arbeiter begrub, wurde derselbe auf das Gebet des Heiligen wieder lebend und unverletzt ausgegraben. Um d.J. 666 wurde er Bischof von Auvergne. Seine Wahl wurde vom Volke, von der Priesterschaft und vom König Childerich II. gleich sehr betrieben. Aus seinem bischöflichen Wircken ragt die Stiftung eines Spitals für Kranke und zweier Frauenklöster besonders hervor. Mit rastlosem Eifer zog er in den Städten und auf dem Lande umher, um den Eifer der Gläubigen zu heben und zu stärken. Die Gewalt seiner Rede war groß, die seines Beispieles größer. Auf einer Reise an den Hof kam er in das heutige St. Amarin im Elsaß, damals Doroangum genannt, und heilte hier seinen spätern Gefährten, den hl. Amarinus, durch das Kreuzzeichen vom Fieber. Der Geheilte folgte ihm aus Dankbarkeit nach. Inzwischen gelang es dessen Anhängern, das Volk in weiten Kreisen zur Unzufriedenheit aufzureizen, die den höchsten Grad erreichte, als Hector, der sich umsonst vor dem Könige zu rechtfertigen versucht hatte, auf der Flucht vom königl. Hofe, ergriffen und getödtet wurde. Man beschuldigte den heil. Bischof, die Tödtung Hector's veranlaßt zu haben. Sogleich verschworen sich gleichgesinnte Ritter gegen das Leben des Heiligen. Ein gewisser Agritius stand an der Spitze der Unzufriedenen, die ihm zu Polvic, als er vom Hofe zurückkehrte, auflauerten. Als aber die Meuchler über den hl. Amarinus (Damarinus) herfielen, trat ihnen der heil. Bischof mit den Worten entgegen: »Nicht dieser ist's, ich bin's, den ihr suchet.« Sogleich stieß ihm ein Sachse, Radbert genannt, einen Dolch in die Brust und ein Soldat spaltete ihm mit dem Säbel den Kopf, so daß das Gehirn herausfloß. Mit den Worten: »Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde«, verschied der Heilige. Auch der hl. Elidius, welcher von seiner Begleitung allein zurückgeblieben war, wurde getödtet. Die Unthat geschah am 25. Jan. d.J. 674. Die Getödteten wurden alsbald als Martyrer verehrt. Das Begräbniß der hhl. Martyrer war sehr feierlich und wurde durch zahlreiche Wunder verherrlichet. Einer der Mörder fiel später auf der Jagd so unglücklich, daß ihm der rechte Arm und die übrigen Glieder erlahmten; kein Heilmittel fruchtete; als er aber vom ewigen Lichte, das am Grabe des Heiligen brannte, die kranken Glieder einzusalben die Erlaubniß erhielt, wurde er plötzlich gesund. Radbertus aber wurde zur Strafe seiner Unthat bei lebendigem [976] Leibe von den Würmern verzehrt. Der Bischof Avitus erbaute an der Stelle der Ermordung ein Kloster, welchem er einen Verwandten des heil. Präjectus, Namens Godo, als Abt vorsetzte. – Frankreich verehrte das Andenken des hl. Präjectus unmittelbar nach seinem Tode und sein Name wurde in die Abschriften des Sacramentariums, die man in diesem Reiche machte, eingesetzt. Man erbaute auch mehrere Kirchen unter seinem Namen in verschiedenen Provinzen Frankreichs. Ein beträchtlicher Theil seiner Reliquien wurde i. J. 760 in die Abtei Flavigny gebracht; jetzt befinden sich die meisten derselben zu Volvic; ein Zahn ist in Silber gefaßt und wird besonders verehrt. (II. 630–636.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 976-977.
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