Prisca, S. (1)

[983] 1S. Prisca (Priscilla), V. M. (18. Jan.) Die heil. Jungfrau Prisca, eine Römerin, die Tochter eines Consularen, gilt für die erste Martyrin des Abendlandes.80 Sie litt, erst 13 Jahre alt, um die Zeit des Kaisers Claudius, Nachfolger des Caligula, von welchem aus Suetonius bekannt ist, daß er die Juden (und mit ihnen die Christen) zu Rom verfolgt hat.81 Der Kaiser wähnte anfänglich, es würde ihm leicht sein, die zarte und schöne Jungfrau von der Thorheit, einen Gekreuzigten als Gott anzubeten, abzubringen. Er ließ ihr große Versprechungen machen und befahl ihr sodann, dem Apollo Opfer zu bringen. Ihre Antwort bestand in einer entschiedenen Weigerung. Nie werde sie vor einem Geschöpfe ihr Knie beugen; diese Ehre gehöre nur dem Einen Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde, und seinem Eingebornen Sohn Jesus Christus. Ihre Martergeschichte ist aber nicht ächt, weßhalb wir nur in Kürze bemerken, daß sie alle Qualen muthvoll überstand und in denselben wunderbar von Gott beschützt wurde. Zuletzt ließ sie der Kaiser am dritten Meilensteine vor der Stadt, an der Strasse nach Ostia, enthaupten. Hier ruhten ihre Ueberreste, bis sie unter dem Papste Eutychian7 (vom J. 275–284) in die nach ihr benannte Kirche Monte Aventino übertragen wurden. Dieselbe wurde unter dem Papste Paschalis II. von Grund aus neu erbaut und ist dermalen ein Cardinalstitel. In der unterirdischen Gruft derselben bewahrt man noch das Gefäß, mit welchem der heil. Petrus getauft haben soll. Sie wird abgebildet mit einem oder zwei Löwen, die sich wie gezähmt ihr vor die Füße legen, da sie im Amphitheater von denselben verschont wurde, oder sie trägt mit der Palme ein Schwert zum Zeichen ihrer Enthauptung, oder sie ruhet im Grabe, das zwei Adler bewachen. Auch ihre Taufe durch den hl. Petrus ist künstlerisch dargestellt worden. Ihr Name findet sich in allen Marterverzeichnissen. Die Zeit ihres Leidens ist nicht erst in die Jahre 270 oder 275 sondern viel früher, etwa nach dem J. 50 zu setzen. (II. 183–187.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 983.
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