Rachildis, B.

[21] B. Rachildis V. (2. Mai al. 3 Nov.) Diese selige Jungfrau und Klausnerin von St. Gallen, war aus dem Frickthal im Aargau gebürtig und hatte den Grafen Ekkehard I. und die selige Wiborada zu Verwandten. Schon als Kind widmete sie ihre Jungfrauschaft dem Herrn und gab nicht geringe Zeichen ihrer zukünftigen Heiligkeit. Von einem wiederkehrenden Fieber befallen, erhielt sie auf das Gebet der sel. Wiborada ihre Gesundheit wieder. Sie wollte nun diese ihre zweite Mutter nicht mehr verlassen und ihr Leben, das sie so zu sagen aufs Neue von Gott empfangen hatte, Ihm durch beständige Liebe und Aufopferung zum heiligen Opfer bringen. Sie ließ sich also nahe bei der Zelle der heil. Wiborada i. J. 920 in eine besondere Zelle einschließen, in welcher sie sechsundzwanzig Jahre, abgeschieden von der Welt und ihren Freuden, mit Gott allein verkehrend, in Gebet und Handarbeit für die Armen, zubrachte. Eine schwere Zeit war für sie der Ungarnkrieg i. J. 925. Auf den Rath der hl. Wiborada blieb sie, ungeachtet der Feind in nächster Nähe stand und auch die Mönche von St. Gallen bis auf einen blödsinnigen Bruder, Namens Heribald, sich geflüchtet hatten, in ihrer Zelle. Wirklich geschah ihr kein Leid, während die heil. Wiborada getödtet wurde. Als sie hierüber schwer betrübt war, erschien ihr die hl. Wibo rada und tröstete sie. Doch mußte sie nach dem Rathschlusse der göttlichen Vorsehung, noch eine lange und schwere Geduldschule durchmachen. Ihr Leib wurde mit Geschwüren bedeckt und ging noch lebend in Fäulniß über. Sie litt aber Alles mit bußfertigem Geiste, in Stillschweigen und Ergebung. bis sie der Herr i. J. 946 zu sich nahm. Ihr mit Wundern begnadigtes Grad in der St. Magnuskirche, neben dem der hl. Wiborada, wurde ein viel besuchter Zufluchtsort leidender und bedrängter Seelen. (I. 283.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 21.
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