Rolandus, B. (3)

[124] 3B. Rolandus, (Orlandus), Erem. (15. Sept.). Dieser Selige, aus dem vornehmen Geschlechte der Medici abstammend, lebte 26 Jahre in den Waldungen von Bargoni, Buffeto, Tabbiano und Salso, sämmtlich im spätern Herzogthume Parma (Emilia) gelegen, als Einsiedler. - Da sein ärmliches Gewand von schwarzer Farbe mit der Zeit gänzlich unbrauchbar wurde, flocht er sich einen Rock aus Stroh und Blättern, welchen er später mit einem rohen, unbearbeiteten Ziegenfell, das er zufällig gefunden hatte, vertauschte. Seine Nahrung bestand in Kräutern und Baumfrüchten und wenn er solche zur Winterszeit nicht finden konnte, bettelte er, da er sich beständiges Stillschweigen auferlegt hatte, durch Zeichen in den benachbarten Ortschaften so viel Brod, als er eben bedurfte. Bei Wind und Regen, Schnee und Hagel, Hitze und Kälte lebte er Tag und Nacht immer unter freiem Himmel. Eines Tags fand ihn die Gemahlin des Markgrafen Nicolaus Pallavicini mit ihrer Begleitung ganz ermattet und dem Tode nahe im Walde liegen. Als die edle Frau die Frage an ihn stellte, ob er keinen Beichtvater wünsche, bat er sie, ihm den Carmeliten-Priester Magister Dominicus de Dominicis zu schicken. Mit Mühe schleppte er sich in die außerhalb Bargoni liegende Kirche, wo er am folgenden Tage beichtete und die hl. Kommunion empfing. Auf Zureden seines frommen Beichtvaters genoß der Eremit zur Erhaltung seines Lebens noch einige Nahrung, in Fleischbrühe bestehend, wodurch er sich noch 26 Tage am Leben erhielt. Am 15 Sept. 1386 gab er seinen Geist auf. Bei seinem Tode ertönten die Glocken von Bargoni von selbst. Sein Leib wurde feierlich nach Busseto, einer unweit Fiorenzuola gelegenen Ortschaft geführt und in der Kirche daselbst begraben. Viele Wunder ereigneten sich bei seinem Grabe und schon i. J. 1464, also 78 Jahre nach seinem Tode wurde er als »Seliger« verehrt, sein Leib erhoben und in einer seinen Namen tragenden Kapelle beigesetzt. Seine im Mediceischen Archiv aufbewahrte, von einem Zeitgenossen herrührende Lebensbeschreibung haben wir hier im Auszuge nach den Boll. wieder gegeben. Eine andere Bearbeitung, die zu Parma i. J. 1784 erschienen ist (vita del beato Orlando de' Medici, eremita), von Affo, enthält sein nach einem alten Basrelief gestochenes Bildniß: er ist mit Thierfellen bekleidet und betet. (Wessely, S. 357.) (V. 117–122.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 124.
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