Rosa, S. (4)

[143] 4S. Rosa, V. (4. al. 7. Sept. 6. und 8. März). Diese hl. Jungfrau steht am 4. Sept. im Mart. Rom. Die Kalender der Camaldulenser, Vallumbrosaner, Cistercienser, dann sämmtlicher Orden. unter dem Patronate des hl. Franciscus nennen sie am gleichen Tage. Doch ist der 4. Sept. nicht der Todes-, sondern der Translationstag der Heiligen. Ersterer ist der 6. März; am 8. wurde sie beigesetzt. Die Hieronymianer feiern ihr Andenken am 6., die Dominicaner am 7., die Augustiner-Eremiten am 11. Sept. Weltliche Schriftsteller vergleichen sie gern mit der Jungfrau von Orleans, obwohl die Aehnlichkeit wenig zutreffend ist. Ihre Reliquien sind bis auf diesen Tag durch Wunder berühmt. Sie ist zu Viterbo, einer an der Straße von Siena nach Rom gelegenen. sehr ansehnlichen Stadt, am Flusse des Monte Cimino geboren. Als die Heilige um das J. 1234 das Licht dieser Welt erblickte, stand die Stadt in der Zeit ihrer ersten, kräftigsten Blüthe, und war die gewöhnliche Residenz der Päpste. Von ihren Eltern wissen wir nur, daß sie Johannes und Catharina hießen und ihr eine gottessürchtige Erziehung gaben. Sie scheinen in ärmlichen Verhältnissen gewesen zu sein. Die Kleine zeigte von zartester Kindheit einen gewissen heiligen Ernst und eine besondere Zuneigung zu allen Uebungen der Religion. Der Entschluß der vollkommenen Nachfolge Jesu reiste frühe in ihrer Seele. Besonders wollte sie seine Demuth, sein Stillschweigen, seine Armuth im Geiste, seine Liebe zum Leiden, seinen Gehorsam gegen die Eltern nachahmen. Daher trug sie ein rauhes Wollenkleid, ging allezeit bloßfüssig und unbedeckten Hauptes, und begann ebenso frühzeitig ein strenges Fasten, das sie später noch verschärfte. Sie that es, um die Armen und Kranken desto wirksamer unterstützen zu können und sich selbst in beständiger Entsagung zu üben. Mit den leiblichen Wohlthaten verband sie heilsame Tröstung und Aufmunterung zum Gottvertrauen und zum frommen Leben. Hiemit wußte sie die tiefste Zurückgezogenheit und eine unglaubliche, gewissermaßen erschreckliche Strenge gegen ihren zarten Leib zu verbinden. Auch ihre Andacht war außerordentlich. Sie lag ununterbrochen, wenn nicht am Leibe, so doch dem Willen und in der Meinung nach betend auf den Knieen vor ihrem Gott. Diesem Gebetsverkehr ist die tiefe Erkenntniß der höchsten Heilswahrheiten, und die große Klugheit, [143] womit sie in allen Lebensverhältnissen zu rathen und Hilfe zu leisten verstand, zuzuschreiben. Eine Erscheinung der Mutter Gottes legte den Grund zu ihrem spätern öffentlichen Wirken. Sie trat zu diesem Behufe in den dritten Orden des hl. Franciscus und predigte auf den öffentlichen Plätzen der Stadt. Selbst Nachts erhob sie sich von ihrem harten Lager, und zog, heilige Lieder singend, in den Straßen umher. Die Betrachtung des Leidens Christi vollzog sie thatsächlich und geistig, indem sie die strenge Buße und die harten Geißlungen, welche sie als Kind schon begonnen hatte, noch verschärfte. Der Heiland lohnte ihr diese Liebe, indem er ihr seine für die Sünden der Welt erduldeten Leiden offenbarte und sie mit öftern Erscheinungen begnadigte. Bei dem Volke hatte die heil. Jungfrau das Ansehen und den Einfluß einer Prophetin. Sie bewirkte, daß ihre Vaterstadt gegen den Kaiser Friedrich II., welcher die Kirche verfolgte, und für den Papst eintrat. Die bisher an der Tagesordnung gewesenen Verbrechen hörten auf, Sittlichkeit und Ordnung kehrte zurück. Sie wurde von dem Statthalter mit ihren Eltern aus Viterbo verbannt. Noch nie hatte man eine Jungfrau gesehen, welche die größte Weltverleugnung, Buße und Armuth in einem so frühen Alter mit einem so großen Einfluße auf der Welt vereinigte. Sie that Alles für Gott, von der Welt hoffte und fürchtete sie nichts. Die Folterqualen jener Zeit übertrafen kaum die Härte der Selbstpeinigungen, die sie zur Buße an sieh vollzog. Bald hatte sie auch die Einwohner von Sorano, wo sie sich jetzt aufhielt, zur Bekehrung gebracht. Sie gelobten neuerdings dem göttlichen Erlöser und seinem Statthalter Ergebenheit und Treue. Das Gleiche geschah zu Vitorchiano und in der Umgegend, wo sie gleichfalls Bußpredigten hielt. Sie bestieg hier, um den schädlichen Einfluß einer Zauberin zu brechen, auf dem öffentlichen Platze einen brennenden Scheiterhaufen und blieb in demselben unverletzt, während die Flammen in weiter Wölbung sie umzogen. Von hier weg ging sie auf das Land, um die Sünder zu bekehren, die Armen und Kranken zu trösten und zu heilen. Nach dem Ableben Friedrichs II. (13. Dec. 1250), das sie vorausgesagt hat, kehrte sie unter dem Jubel des Volkes wieder in ihre Vaterstadt zurück, um ihr strenges Bußleben bis zu ihrem seligen Tode i. J. 1252 fortzusetzen. Sie fand in der Kirche St. Maria de Podio ihre Ruhestätte, nahe am Taufsteine. Seit diesem Tage hat ihre Verehrung nicht mehr aufgehört. Im J. 1258 ließ Papst Alexander IV. den hl. Leib erheben und im Frauenkloster zu St. Damian, welches von jetzt an Rosakloster hieß, beisetzen. Zugleich gestattete er, daß man zu Viterbo am 4. Sept. und 6. März ihr Andenken kirchlich begehe. Eugen IV. gab ihr den Titel einer Heiligen, Nicolaus V. bestätigte ihre Verehrung und Calixtus III. vollzog nach nochmaliger, gründlicher Untersuchung ihres Lebens und ihrer Tugenden am 4. Juli d. J. 1457 ihre feierliche Canonisation. Noch jetzt befindet sich ihr hl. Leib in einem so unversehrten und frischen Zustande, daß man meinen sollte, die Heilige sei erst kürzlich verstorben. Scenen aus ihrem Leben sind für bildliche Darstellungen viel geeigneter, als die Rose, welche sie gewöhnlich – eine Anspielung auf ihren Namen – in der Hand trägt. Sie trägt den Habit der Franciscanerinen. (II. 414–479.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 143-144.
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