Spiridion, S. (1)

[352] 1S. Spiridion. Ep. Conf. (12. al. 14. Dec.). Die Lebensgeschichte dieses hl. Erzbischofes beginnt noch in den Zeiten der Verfolgung der Heiden und endet in den Wirrsalen der arianischen Ketzerei, und steht hienach in der Mitte zweier christlicher Weltalter. Außerdem zieht sich durch dieselbe ein zweifaches Hirtenleben, das geistliche und das wirkliche: in seiner Jugendzeit hütete er die Schafe seines Vaters, in seinem spätern Alter die Heerde Jesu Christi. Die Einsamkeit des Waldes und der Triften legte den Grund zu seiner tief innerlichen Frömmigkeit. Dabei übte er frühzeitig die thätige Nächstenliebe. Sein Haus war eine Stätte des Friedens und des Segens für die Seinigen und Alle, die bei ihm einkehrten. Aus seinem ehelichen Leben ist nur bekannt, daßß er mehrere Kinder hatte, unter diesen eine Tochter Namens Irene, welche als gottgeweihte Jungfrau starb. Seine Seele blieb unter allen Umständen mit Gott geeiniget. Seine Frömmigkeit war so groß, daß die Stadt Tremithontus ihn zu ihrem Bischof erkor. Wahrscheinlich wurde er bald nach seiner Weihe unter Maximinus Daja gefänglich eingezogen, an dem einen Auge geblendet, am Fuße verstümmelt und zu den Bergwerken verurtheilt. Bald darauf wurde aber unter Constantin d. Gr. das Christenthum zur Staatsreligion erhoben und der Heilige konnte wieder zu seiner Heerde zurückkehren. In diese Zeit, vielleicht schon früher, fällt folgende Wundergeschichte. Es wollten einmal zur Nachtzeit Räuber in seine Hürde einbrechen, sahen sich aber plötzlich an Händen und Füßen wie angebunden, so daß sie weder vorwärts noch rückwärts konnten. Am andern Morgen traf sie der Heilige, verwies ihnen ihr Unrecht und löste ihren Bann, indem er ihnen zugleich, zum Zeichen vollständiger Verzeihung und als Entschädigung für die mühsame Nachtwache, die sie unfreiwillig bei seinem Stalle gehalten halten, einen Widder schenkte. Da Einige diesen Vorfall bereits in die Zeit seiner bischöflichen Amtsverwaltung setzen, so ist eine figürliche Anwendung auf dieselbe wohl zulässig. Ueberhaupt verherrlichte Gott seinen Diener durch die Gabe der Weissagung und Wunder. Unter diesen ist außer dem in den Legenden öfter wiederkehrenden, daß er mit seiner im Grabe ruhenden Tochter gesprochen und diese ihm geantwortet habe, die doppelte Todtenerweckung merkwürdig, welche er zuerst auf die Bitte einer trauernden Mutter an deren Kinde, und dann, als auch die Mutter vor Freude starb, auch an dieser vollzog. Auch dem Concil von Nicäa im J. 325 hat er beigewohnt. Es wird erzählt, daß er hier – es ist ungewiß, ob einen heidnischen Sophisten, oder einen streitsüchtigen Ketzer – durch den einfachen Vorhalt der christlichen Wahrheit, wobei er allen Redeschmuck vermied, siegreich wiederlegte und zum Wiederruf [352] bewog. Nicht durch vieles Studium, bemerken seine Lebensbeschreiber, wohl aber durch fleißige und andächtige Lesung der heiligen Schriften und vieles Beten hatte er sich die zu seiner Berufsführung nothwendigen theologischen Kenntnisse erworben. Dabei hielt er sich in Allem, namentlich auch in Hinsicht der Verwaltung und Verwendung der kirchlichen Einkünfte, gewissenhast und pünktlich an die kanonischen Vorschriften. Seine sparsame Mahlzeit theilte er mit den Armen, Kranken und Fremdlingen. welchen er wie Christus diente. Er liebte wie unser göttliches Vorbild die Armuth und die Demuth so sehr, daß er einmal beim Kaiser Constantius in einem so ärmlichen Wagen und so wenig ansehnlicher Kleidung vorfuhr, daß man ihn unter Mißhandlungen fortwies. Doch kam er ein zweites Mal wieder und gab dem kranken Kaiser den erwünschten Segen. Er benutzte dessen Gunst zum Besten der Gesammtkirche, zur Vertheidigung der Rechtgläubigen und zur Erlangung der kirchlichen Freiheit. Andere seiner Wunder wolle man bei Alban Stolz (Legende IV. 98.) nachlesen. Wir heben nur hervor, daß er eines Tags eine Schlange in Gold verwandelte, damit die armen Landleute Samengetreide kaufen könnten. Auf Abbildungen sieht man ihn mit einem spitzigen Instrumente (zur Erinnerung an seine Blendung) in der Hand. Andere stellen ihn, den Segen ertheilend, in die Mitte eines Tableaus, welches verschiedene Züge aus seinem Leben darstellt. Im griechischen Menologium trägt er ein geschlossenes Buch.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 352-353.
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