Stephana, B. (3)

[363] 3B. Stephana, V. (16. Jan.) Diese Selige war die Tochter ehrbarer und frommer Eltern zu Orzi Nuori, welche Guinzani hießen. Früh schon entwickelte sich in ihr die Liebe zum frommen, von der Welt zurückgezogenen Leben. Sie verlangte von ganzer Seele, den göttlichen Heiland über Alles zu lieben. Als sie erkannte, daß ihre schönen Haare für sie eine Verlockung zur Eitelkeit werden könnten, schnitt sie sich dieselben unbarmherzig ab. Sie entschloß sich auch, um Jesu willen, auf jeden irdischen Bräutigam zu verzichten. Nachdem sie in einem Alter von 15 Jahren in den dritten Orden des hl. Dominicus eingetreten war, fing sie an, größere Strengheiten zu üben, und durch Fasten, Nachtwachen und Geißlungen ihren Leib in Zucht zu halten Einmal wälzte sie sich, um eine schwere Versuchung mit besserm Erfolg zu bekämpfen, sogar in den Dornen. Sie begoß die zarte Pflanze der Unschuld, die zur vollkommenen Vereinigung mit Gott heranwachsen sollte, mit häufigen Buß- und Liebesthränen und vertiefte sich in ihren Betrachtungen in das Meer der Liebe Jesu zu uns, besonders in sein bitteres Leiden. Es gab Einige, die sie für stigmatisirt hielten. Die hl. Communion war einmal vierzig Tage lang ihre einzige Nahrung. Dabei konnte sie doch umhergehen, Arme und Kranke bedienen, und andere Werke der Nächstenliebe vollbringen. Bei Soncino im Bisthum Cremona errichtete sie schließlich unter der Anrufung des heil. Paulus ein Kloster, dessen Leitung sie mehrere Jahre lang inne hatte. Endlich entschlief sie im Rufe außerordentlicher Heiligkeit im 63. Jahre ihres Lebens am 2. Jan. 1530. Sie wird mit Gutheißung des Papstes Benedict X. in den Bisthümern Brescia und Cremona sowie im Dominicanerorden als »Selige« verehrt. (Guerin.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 363.
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