Tagino

[415] Tagino, Ep. (9. Juni). Der heiligmäßige Erzbischof Tagino, dessen Name auch Tagmo, öfter aber Dagino, Dagono, Tagininus geschrieben wird, ist ein Schüler des hl. Bischofes Wolfgang von Regensburg. Als sie miteinander im Kloster zu Weltenburg verweilten, wurde Taginus vom Blitze getroffen und war wie getödtet, aber durch die Berührung des hl. Bischofes plötzlich wieder zum Leben zurückgebracht. Er war und blieb dessen treuester Freund und Helfer und verwaltete als Vicedominus die hochstiftischen Güter. Auch auf dem Todbette stand er ihm bei im J. 994. Als daher der fromme Kaiser Heinrich II. im J. 1002 das Collegiatstift zur alten Kapelle neu errichtete, machte er ihn zum ersten Propste an derselben. Wie der hl. Wolfgang, so war auch er der eifrigste Freund und Förderer des gemein samen Lebens der Geistlichen. Und wie er innerlich vor sich selbst arm und nichtswürdig war, so wollte er äußerlich von allem Prunk und allem Uebermaße voll ständig entkleidet sein. Am 4. Febr. des J. 1004 wurde er zum Erzbischof von Magdeburg erhoben. Der Bischof Hilderich von Havelberg (vom J. 991 bis 1008) ertheilte ihm die bischöfliche Weihe. Er war ein ausgezeichneter Bischof. Die Zeitgenossen wissen keinen, der seine Geistlichkeit so geliebt und geehrt hätte, wie er. Er lebte wie ein Mönch, in unablässiger Abtödtung und in fortwährendem Gebete. Wenn es sich aber um Abstellung von Unordnungen handelte, verfuhr er mit unnachsichtiger Strenge. Täglich las er die heil. Messe und verrichtete gemeinsam mit den Kanonikern voll Andacht und Aufmerksamkeit die Chorgebete. Wegen seiner schwächlichen Gesundheit konnte er Fleischspeisen nicht ganz entbehren, aber er genoß wenig und trank meistens nur Wasser. Um so zahlreichere Almosen gab er den Armen. Der Dom von Magdeburg wurde durch ihn neu und prachtvoll von Grund aus wieder erbaut.1 Seine letzte Reise machte er auf das Pfingstfest nach Merseburg, wo er in Gegenwart des Kaisers den Gottesdienst halten sollte. Er konnte es nicht mehr, da ihn eine überaus große Körperschwäche, der Vorbote des nahen Todes, daran hinderte, und entschlief gottselig am 9. Juni des J. 1012 zu Rothenburg an der Saale, nachdem er seine[415] Sünden nochmal gebeichtet und sich auf seinen Hintritt in der auferbaulichsten Weise vorbereitet hatte. Er vergaß nicht, kurz vor seinem Tode dem Kaiser für alle die innige Liebe zu danken, die er ihm, einem Fremdlinge in diesem Lande, erwiesen hatte. Er wird von Vielen (Raderus, Jocham) mit dem Titel »selig« beehrt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 415-416.
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