Theodardus, S. (2)

[453] 2S. Theodardus, Ep. M. (10. Sept.). Der hl. Bischof Theodardus von Lüttich (Tongern-Mastricht) wird als Martyrer verehrt. Seine Lebensgeschichte ist aber wenig aufgehellt, obwohl es an Nachrichten über ihn nicht mangelt. Geburtsort, Eltern und Jugendzeit sind unbekannt. Da er jedoch mit den größten Männern seiner, Zeit, dem hl. Cunibert von Cöln, dem hl. Arnulf von Metz und dem hl. Remaclus (s. d.), Abt von Stablo und Bischof von Lüttich freundschaftlichen Beziehungen stand, so ist der Schluß auf hohe Abstammung und gute Erziehung gestattet. Nachdem der hl. Remaclus um d. J. 660 resignirt hatte, um die letzten Jahre seines Lebens in der Stille klösterlicher Einsamkeit zu verbringen, empfahl er den heil. Theodardus zu seinem Nachfolger. Der hl. Cunibert von Cöln vollzog, wahrscheinlich noch zu Lebzeiten des Königs Sigebert die bischöfliche Weihe. Aus seiner Amtsverwaltung sind mit Ausnahme der Einweihung einer Kirche besondere Ereignisse nicht auf uns gekommen. Daß er aber »ein Mann voll priesterlicher Ehrwürdigkeit« (vir sacerdotali reverentia plenus) gewesen ist und »Allen Alles zu werden« trachtete, ist von Zeitgenossen bestätiget. Auch gilt er als Lehrmeister des heil. Lambertus und Theilnehmer an dessen Verdiensten. Sein Tod erfolgte auf einer Reise zum Könige Childerich II. von Austrasien, dessen Schutz und Hilfe gegen ungerechte Besitznahme der Güter seiner Kirche er anrufen wollte. Nach allen geschichtlichen Zeugnissen war der kirchliche Grundbesitz zu seiner Zeit so angewachsen, daß er ein Dritttheil des gesammten Grundbesitzes ausmachte. Die Könige ließen daher eine Abminderung gerne geschehen und schritten selbst auf Anrufung nur langsam ein. Wenn Butler schreibt: »Die Vorfahren unsers Heiligen hatten deßfalls keine Einsprüche gethan,« so ist diese dem unzuverlässigen Biographen Sigebertus entnommene beleidigende Angabe von den Boll. schlagend widergelegt. Der Heilige selbst hatte von dieser Entfremdung noch vor zwei Jahren, wo der König selbst in Mastricht gewesen war, nichts gewußt, denn sonst hätte die gefährliche Reise füglich unterbleiben können. Die Reise ging an den Rhein in das Gebiet des Bisthums Speyer und von da über Landau ins Elsaß. Hier wurde er in einem Gehölze, das in den alten Urkunden »Biwalt« genannt wird,4 erschlagen. Wer die Mörder waren, ist nicht ausgemacht, denn während die Einen sagen, daß die durch ihn Beklagten auf diese Weise einer Verurtheilung zuvorkommen wollten, lassen die Boll. die Möglichkeit offen, daß er von gewöhnlichen Räubern überfallen und getödtet worden sei. Auch die Chronologie seines Lebens ist noch nicht klar gestellt. Nach Miräus u. A. bestieg er schon im J. 653, also noch unter dem Könige Sigebert III., welcher im J. 656 starb, den Hirtenstuhl und wurde im J. 655 oder 658 ermordet. Die Boll. setzen das letzte Ereigniß beiläufig ins J. 608, geben aber zu erkennen, daß ein späteres Datum, etwa 670, nicht als unrichtig nachgewiesen werden könnte. Wirklich setzen neuere Forschungen sein Episcopat bestimmt in die J. 662 bis 672 und bezeichnen, auch hierin von frühern Angaben abweichend, den 17. Sept. als seinen Todestag. Sein Leichnam wurde von seinem Schüler und Nachfolger Lambertus in der Kathedrale zu Lüttich beigesetzt. (III. 590–593.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 453.
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