Theon, S. (2)

[489] 2S. Theon (Theonas). Erem. (4. Apr.), Dieser heil. Einsiedler lebte unweit der Stadt Oxirinchus, jetzt Benesch, in der Thebais, 30 volle Jahre in beständigem Stillschweigen. Er verheimlichte aus Demuth seine tiefe Kunde der ägyptischen, griechischen und römischen Wissenschaften, und versagte sich jede Unterhaltung mit den Menschen, um nur mit Gott allein sich zu beschäftigen. Er aß nie etwas Gekochtes; wenn er seine Zelle verließ, geschah es gewöhnlich zur Nachtzeit. Seine Gefährten in der Wüste waren wilde Thiere, denen er Wasser aus seinem Brunnen schöpfte, weßhalb auch seine Zelle oft von Büffelochsen, Geisen und Waldeseln umgeben war. Es wirkte der Heilige mancherlei Wunder und galt in der ganzen Umgegend für einen Propheten. Wenn Kranke kamen, streckte er nur seine Hand zu seinem kleinen Fenster heraus. ertheilte ihnen den Segen und sie wurden gesund. An seinem Aeußern konnte man nichts von seiner Bußstrenge wahrnehmen; denn sein Antlitz erstrahlte immer von himmlischer, Zufriedenheit..Zwei Räuber, welche mit dem Vorsatze ihn zu tödten gekommen waren, weil sie große Geldsummen bei ihm zu finden hofften, vermochten nicht, seine Schwelle zu berühren, und mußten wie versteinert bis zum Morgen vor seiner Zelle stehen. Die herbeigelaufene Menge ward über diese Räuber so aufgebracht, daß man sie lebendig verbrennen wollte. Dieß veranlaßte den Heiligen, endlich einmal zu reden, doch ließ er nur die Worte vernehmen: »Lasset sie fortgehen und thut ihnen kein Leid, sonst würde mir der Herr die Heilkraft entziehen.« Die Räuber bekehrten sich. Der Heilige starb gegen das Ende des 4. Jahrhunderts. Die Griechen verehren ihn mit dem hhl. Simeon8 und Phorbinus, welche vielleicht seine Schüler gewesen sind. (I. 376)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 489.
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