Theophilus, S. (2)

[492] 2S. Theophilus, Conf. (4. Febr. al. 31. Jan., 13., 14. Oct.). Dieser hl. Büßer war Oekonom des Kirchengutes zu Adana in Cilicien, also wahrscheinlich Kleriker. Der Verfasser seiner Bußgeschichte will Augen-und Ohrenzeuge seines Falles und seiner Bekehrung gewesen sein. Gegen ihre Aechtheit spricht, daß außer dem Namen des angeblichen Büßers kein anderer Name vorkommt, obwohl von einem gestorbenen und neugewählten Bischofe und einem Metropoliten die Rede ist, und ebenso jede bestimmte Zeitangabe fehlt. Doch ziehen die Boll. aus den Eingangsworten: »vor dem Einfalle der Perser in das römische [492] Reich« den Schluß, das hier erzählte Ereigniß könne ungefähr um d. J. 538 stattgefunden haben. Das Wesentliche davon ist Folgendes: Theophilus verwaltete das Kirchenvermögen mit solcher Geschicklichkeit und Treue, daß man ihn, nachdem der Bischof der Stadt gestorben war, zu dessen Nachfolger erwählte. Als er sich aber standhaft weigerte, dieses Amt anzunehmen, ordinirte der Metropolit einen Andern Als aber dieser auch einen neuen Oekonomen aufstellte, hatte seine Demuth ein Ende. Er begab sich zu einem jüdischen Zauberer, welcher ihm um den Preis der Verleugnung Christi und seiner hl. Mutter und der Verschreibung seiner Seele an den Teufel wieder zu seiner Stellung verhalf. Seit dieser Zeit legte sich eine furchtbare Schwermuth und Angst auf seine Seele, die ihn Tag und Nacht verfolgte. In dieser traurigen Lage kam ihm der Gedanke, er solle seinen Sündenfall bereuen und büßen, und fleißig zur Mutter Gottes beten, so werde ihm geholfen. Er that es. Seine Buße leitete er mit 40tägigem Fasten und unaufhörlichen Gebeten zur heil. Jungfrau ein, und fand Erhörung Die hl. Jungfrau erschien ihm und verwies ihm seine Sünde, setzte aber hinzu: »Ich werde für dich bitten, und mein Sohn wird dich wieder gnädig aufnehmen.« Er fuhr fort in Gebeten und Bußübungen; da träumte ihm einmal, die Mutter der Barmherzigkeit lege das Papier, auf welchem er seine Seele dem Teufel verschrieben, auf die Brust, und wirklich – es war so; als er erwachte, hatte er das unglückliche Schriftstück wieder in seine Händen, das er sofort verbrannte. Nun ging er zum Bischofe, erzählte ihm Alles, und legte ein öffentliches Bekenntniß seiner Sünden ab.. Als er die Lossprechung erhalten und das heil. Sacrament empfangen hatte, gab sein Angesicht einen hellen Glanz von sich. Er vertheilte nun sein ganzes Vermögen unter die Armen und bereitete sich zum Tode, in welchenn er nach einem 3tägigen Fieber seine Seele in die Hand des Sohnes Gottes und der allzeit unbefleckten Jungfrau Maria übergab. Seine Grabstätte erhielt er in der Muttergotteskirche, wo er Barmherzigkeit gefunden hatte Er findet sich dargestellt, wie die hl. Jungfrau ihm erscheint. (I 480–491).


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 492-493.
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