[537] 23B. Thomas (19. Oct.), mit dem Zunamen Helye, war Pfarrer von St. Maurice, Bisthums Coutances, steht bei Guerin (im Verz.) mit dem Titel »ehrwürdig«, im Werke selbst heißt er »selig.« Sein Geburtsort war Biville; seine Eltern Helias und Mathilde wendeten Alles auf, ihm eine gute Erziehung zu geben, und ihn in den Wissenschaften ausbilden zu lassen. Später gab er selbst Unterricht; jedoch so, daß seine Schüler nicht bloß Kenntnisse, sondern auch Tugenden und Frömmigkeit von ihm erlernten. Am frühen Morgen besuchte er die Kirchen, den Tag über verlegte er sich auf das Studieren und die Ertheilung des Unterrichts, die Abendstunden aber brachte er mit dem Lobe Gottes zu. Als Vorstand der Schule zu Cherbourg erkrankte er; er kehrte also nach Biville zurück, wo er bald vollständig genas. Von jetzt an führte er, ohne die Welt zu verlassen, ein klösterliches Leben. Er fastete sehr streng und überließ aus Liebe zur Armuth sein väterliches Erbtheil seinem Bruder Wilhelm, und war zufrieden mit dem, was ihm dieser zur Nothdurft reichte. Als der Bischof von Coutances, Hugo von Morville, der von 1207–1238 den bischöflichen Stuhl daselbst einahm, ihn aufforderte, bessere Kleidung zu tragen und Priester zu werden, fand er sich sogleich hiezu bereit. Um sich gut vorzubereiten, wallfahrtete er nach Rom und Campostella und hörte noch vier Jahre lang Theologie zu Paris. Zum Priester geweiht, streute er nicht nur in der Diözese Coutances, sondern auch in denen von Avranches, in Bayeux, Lisieux den Samen des göttlichen Wortes aus. Er bestieg nur dann ein Pferd, wenn die Zeit ihn drängte und er nicht zu der Stunde, wo man seiner in einer Kirche wartete, zu Fuß hätte ankommen können. Zwei Jahre vor seinem Tode erlitt er nach einander verschiedene Krankheiten. War er hiedurch gehindert, in die Kirche zu gehen, so betrachtete er auf seinem Krankenlager das hochheilige Geheimniß und ließ sich nach der Messe durch den Priester, der dieselbe celebrirt hatte, die hl. Communion in's Haus bringen. In seiner letzten Krankheit sah er das Ende seines Lebens vorher; er empfing in Gegenwart vieler Priester nochmal das hl. Sacrament und bat um ihr Gebet. Am 19. Oct. des J. 1257 übergab er seine Seele in die Hände seines Schöpfers auf dem Schlosse zu Nauville, wo er erkrankt war. Seine Glieder wurden auch nach dem Tode nicht starr, wohl aber [537] nahm man an seinem Leibe viele Wunden und Narben wahr, die Zeugen seiner häufigen Bußübungen. Er wurde zu Biville beerdigt, und im J. 1260 in eine zu seiner Ehre erbauten Kapelle übertragen, deren Baukosten der hl. König Ludwig geleistet haben soll. Es geschahen zahlreiche Wunder an seinem Grabe. Im Jahre 1794 zur Zeit der Revolution wurden die Reliquien des Seligen heimlich nach Vivaudeville gebracht, dort ehrerbietig aufbewahrt und im J. 1803 mit Zurücklassung des Hauptes an letzterm Orte, wieder nach Viville zurückgeführt. Auch diese letztere Reliquie kam im Jahre 1811 wieder dahin. Im J. 1838 wendete sich der Bischof von Coutances an die Congregation der Riten, um die Erlaubniß zu eigenem Officium und einer Messe vom sel. Thomas zu erhalten. Die Bitte wurde durch den sel. Papst Pius IX. im J. 1859 gewährt. (VIII. 592.)