Uriel

[612] Uriel (Suriel), Archang. Nach den Worten des Erzengels Raphael stehen sieben Engel vor dem Throne Gottes (Tob. 12, 15);. ebenso berichtet die Apokalypse wiederholt von sieben Engeln, sowie schon Zacharias 3, 7 und 4, 2. Die Namen von dreien dieser Siebenzahl steht biblisch fest; die Namen der übrigen vier werden in den Apokryphen und der Tradition verschieden angegeben. Bei uns sind die sieben Erzengel nur sporadisch bekannt, in Italien jedoch stehen dieselben vielfach in Verehrung. Namentlich war in Sicilien ihr Cult sehr verbreitet. Zu Palermo befindet sich eine den sieben Engeln geweihte Kirche in welcher (wie auch Cornelius a Lapide zu Off. 1, 4 erwähnt) im J. 1516 die alten Abbildungen der sieben Engel aufgefunden und erneut wurden. Damals bemühte sich der Rector dieser Kirche, die sieben Engel auch in Rom zur Verehrung zu bringen und Michael Angelo mußte die Thermen Diocletians in die Kirche »S. Mariae angelorum sive a septem angelis stipatae et circumdatae« umwandeln; welche Pius IV. am 5. Aug. 1561 weihte. Zu Palermo wurde unter dem Protectorate Karls V. auch eine Bruderschaft zu den sieben Engeln errichtet. Die Namen derselben werden außer den drei Bekannten nach der angeblichen Offenbarung des sel. Amadäus um 1460, welcher Beichtvater Sixtus IV. war, angegeben: Uriel, Sealtiel, Jehudiêl und Barechiel. Uriel soll sein der Engel des Lichtes (ignis aut lux Dei) und findet sich im 4. Buche Esdras 4, 1 genannt: »Und es antwortete mir der Engel, welcher zu mir gesandt, [612] mit Namen Uriel«; ebenso 4, 36 und 5, 20: »Und ich habe gefastet, sieben Tage heulend und weinend, wie es mir befahl der Engel Uriel.« In dem apokryphen Buche »Gebet Josephs« hält Jacob eine Unterredung mit Raphael und Uriel. Der heil. Ambrosius kennt ebenfalls Uriel als guten Engel: »Nicht stirbt Gabriel, nicht stirbt Raphael, nicht stirbt Uriel« (III. 3. de fide). Die morgenländische Kirche verehrt Uriel ebenfalls als heil. Engel, wie aus ihren Liturgien und Gebetbüchern erhellt. Das koptische Eulogium sagt: »Wir verehren Uriel, als vierten unter den Engeln.« Uriel findet sich in vielen alten Litaneien (vgl. Mabillon Tom. II. Analect. p. 682). Im J. 1544 fand man im Vatikan bei der Eröffnung des Grabes der Gemahlin des Kaisers Honorius eine goldene Platte mit den Namen: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel. (Surius in com. rerum in orbe gestarum). Im Domschatze zu Hildesheim (Hannover) ist ein alles sog. jerusalemisches Kreuz, auf dessen vier Enden die vier Erzengel Uriel und Raphael (oben und unten), Michael und Gabriel (links und rechts) stehen. Uriel hält in der linken Hand die Weltkugel mit dem Kreuze, in der rechten einen Schwamm. Der Name Uriel kam im Mittelalter auch vielfach als Vorname vor. So führte ihn der Bischof zu Mainz, Uriel von Gemmingen († 1514) und der bekannte Uriel Acosta (W.-W. XII., 10). Der Häretiker Adalbert zur Zeit des heil. Bonifacius verbreitete ein von ihm verfaßtes Gebet, in welchem er acht Engel anrief: Uriel, Raguel, Tubuel, Michael, Inias, Tubuas, Sabaol, Simiel, welche Namen die römische Synode vom J. 745 unter dem Vorsitze des Papstes Zacharias verwarf. (Hefele, Conc.-Gesch. B. III.) Die erneuerten Bilder der sieben Engel in der Kirche von Palermo erhielten die sieben von Amadäus herstammenden Namen, und sind folgender Weise dargestellt: Der »siegreiche Michael« tritt unter seine Füllen den Satan, hält in der Linken einen Palmenzweig, in der Rechten eine Lanze. Der »Bote Gabriel« trägt in der Rechten eine Laterne, in der Linken einen Spiegel. Der »Arzt Raphael« hat in der Linken eine Arzneibüchse, an der Rechten führt er den kleinen Tobias. Barechiel trägt weiße Rosen in seinem Mantel. Jehudiel hält in der Rechten eine goldene Krone, in der Linken eine Geißel. Uriel zückt ein Schwert quer über die Brust, zu seiner Linken nahe bei den Füßen leuchtet eine Flamme. Sealtiel ist als Betender dargestellt mit gesenkten Augen und gefalteten Händen. Die Namen der sieben Engel sind jedoch, vielleicht mit Rücksicht auf die Synode vom J. 745 in neuester Zeit ausgelöscht. Die Abbildung Uriels nimmt Bezug auf die Ansicht, daß er jener Engel sei, welcher nach Vertreibung der Stammeltern im Paradiese den Eingang desselben mit flammendem Schwerte bewachte. In einer äthiopischen Ausgabe des neuen Testamentes sieht man sein Bild mit der Ueberschrift: »Der hl. Uriel, der bei Adam und Eva war, als sie aus dem Paradiese gingen.« Hierauf deutet auch sein Name hin, welcher aus dem Hebräischen Or oder Ur (das Licht) und El (Gott) zusammengesetzt soviel als »Licht Gottes« bedeutet. Die ältern Exegeten und namentlich (Cornelius a Lapide l. c. nehmen oft auf die sieben Engel Rücksicht; eine eigene Monographie über dieselben erscheint von Prof. Ferrigno zu Palermo iu sieben Bänden (1. Band 1878 zu Palermo). (Grube.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 612-613.
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