Vitalis, S. (35)

[742] 35S. Vitalis, Erem. Conf., (16. al. 23. Oct.) Dieser hl. Einsiedler im Retzgau (pagus Hätlatensis) der Diöcese Nantes in Frankreich starb um das J. 740. Er war aus England nach der Bretagne gezogen, wo er sich auf einem hohen Berge, Namens Scobrit, niederließ und ein überaus heiliges und abgetödtetes Leben führte. Ungeachtet seines Einsiedlerlebens unterließ er nicht, alle möglichen Werke geistlicher und leiblicher Barmherzigkeit zu üben. Als er das Bauholz zum Kirchenbau nach seiner Zelle führte, kamen die Holzhauer und Zugthiere an einen ganz wasserlosen Ort und litten schweren Durst, da eine furchtbare Hitze, und weit und breit keine menschliche Wohnung war. In dieser Noth betete der Heilige zu Gott, in dessen Dienst er ja arbeitete, um Wasser, und stieß dann vertrauensvoll seinen Stab in die Erde; sogleich entsprang eine Wasserquelle, die bis zur Stunde noch fließt, und Fontaine du St. Vial genannt wird. Jetzt noch wird in großer Trockenheit von den benachbarten Pfarreien dahin gewallsahrket um von Gott den ersehnten Regen zu erflehen. Sein hl. Leib wurde in einem steinernen Sarge nahe bei seiner Zelle auf dem Berge Scobrit begraben. Bald nach seinem Tode ereigneten sich bei seinem Grabe viele Wunder; geistig und körperlich Kranke, die zu seiner Fürbitte ihre Zuflucht nahmen, wurden daselbst geheilt. Die Kirche des hl. Vitalis wurde in späterer Zeit den Mönchen von Noirmoutier (Nigri Monasterii) in der Vendée übergeben, wo der Heilige anfänglich eingetreten war. Nach einem Schankungsbrief Ludwig des Frommen vom J. 839 war damals schon auf dem Berge Scorbit, um die Kirche des heil. Einsiedlers her, ein Dorf s. N. entstanden. Bei ihrer Flucht vor den Normannen nahmen die Mönche von Noirmoutier neben andern heiligen Reliquien auch die des hl. Vitalis mit sich, und setzten dieselben zu Tournus (Trenochium) zwischen Macon und Chalon zur Verehrung bei. Dort blieben sie bis zum J. 1062, in welchem die Calvinisten in dieses Kloster eindrangen und alle Heiligthümer zerstörten. Ein Arm des Heiligen war nach St. Vital in der Bretagne gebracht worden und steht daselbst [742] jetzt noch in Verehrung. Zu Nantes wird er am 23. Oct. verehrt. (VII. 1091.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 742-743.
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