Wilhelmus (82)

[798] 82Wilhelmus, Graf von Friesach und Zeltschach (Gurkergau in Kärnten), d. N. III., war mit Hemma, einer Tochter des Grafen Engelbert von Pillenstein, glücklich verheirathet. Der Segen ihrer Ehe waren zwei Söhne, Wilhelm und Hartwig, beide die Freude ihrer Eltern, fromm und tugendhaft. Der Vater hatte ihnen die Aufsicht über die Bergwerke anvertraut, welche sie mit aller Gewissenhaftigkeit führten. Da ereignete es sich, daßß ein Bergknappe das Eheweib eines Friesacher Bürgers schändete, und dafür von dem jungen Wilhelm im Auftrage des Vaters strenge bestraft wurde. Die Lastergenossen des Knappen ermordeten daher beide Söhne. Darüber entstand ein völliger Krieg zwischen der tief gekränkten Herrschaft und den Knappen, deren Zahl auf 800–1000 Mann geschätzt wurde. Obwohl Graf Wilhelm nur die Rathgeber und eigentlichen Vollbringer des gräulichen Mordes zu strafen gedachte, so erfolgte doch ein großes Blutvergießen, das auch manchem Unschuldigen das Leben raubte. Die Gegenden von Zeltschach, Althofen und Hüttenberg wurden sehr verwüstet. Da fing Graf Wilhelm an, seine Unthat zu bereuen und nahm sich vor, dieselbe durch Gebet und Bußübung auf einer Pilgerreise nach Rom zu sühnen. Das Gelübde wurde von ihm ausgeführt; mit beruhigter Seele kehrte er wieder in die Heimat zurück. Schon war er bis ins Lavantthal gekommen, als der bußfertige Pilger plötzlich erkrankte, und in der Scheune eines Bauernhofes, welcher jetzt den Namen Lenz in der Auführt, gottselig im Herrn verschied, im J. 1833. Er wurde in der Pfarrkirche des Ortes begraben; der Weg von der Todesstätte bis zum Grabe, zu welchem eine Art Wallfahrt entstand, ist bis zum heutigen Tage mit gemauerten Kreuzen bezeichnet. Jetzt noch ist der Freitag nach Ostern ein von frommen Wallfahrern stark besuchter Concurstag. Wahrscheinlich ist der Graf um Ostern gestorben. Die jetzige Kirche seiner Ruhestätte heißt St. Jacob zu den Gräbern, und liegt in der Pfarrei Schiefling im Lavantthale. Sein Grab ist aus Ziegelsteinen erbaut, mit einem hohen Eisengitter umgeben, und mit Votivtafeln reich behangen.27


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 798.
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