Zephyrinus (1)

[860] 1Zephyrinus, Papa M. (26. Aug., al. 29. Oct. 20. Dee.). Dieser hl. Papst, von Geburt ein Römer, folgte im J. 202 oder 203 dem hl. Victor I. Sein Vater war nach der Ueberlieferung ein angesehener Bürger Namens Abundus, der ihm eine gute Erziehung geben ließ. Frühzeitig erwählte er den geistlichen Stand, wurde Diacon, und übte sich als solcher in allen Liebeswerken, besonders der Besuchung und Tröstung der ihres Glaubens wegen gefangenen und gefolterten Christen, so daß er für würdig befunden wurde, den päpstlichen Stuhl zu besteigen. Daß er anfänglich, der Verfolgung halber, im Verborgenen seines Amtes walten mußte, ist wohl anzunehmen. Aus eben dieser Ursache sind, obgleich er 17 bis 20 Jahre die Kirche Gottes regierte, doch nur wenige Einzelnheiten aus seinem Leben auf uns gekommen. Der hl. Optatus von Mileve zählt ihn (de Schism. Donat. I. 9) zu denjenigen, welche den Glauben gegen die Ketzereien eines Marcion, Praxeas, Sabellius, Valentinus und die übrigen bis zu den Kataphrygiern (Montanisten) siegreich vertheidigten. Dabei war und blieb er allzeit geneigt, alle Reuigen väterlich aufzunehmen. Er wollte von der grausamen Strenge, auch den Bußfertigen die Kirchengemeinschaft zu versagen, nichts wissen, und gewährte z. B. dem bekehrten Ketzer Natalius Verzeihung (Euseb. h. e. V. 28). Es ist aus Tertullian (adv. Prax. c. 1.) zu entnehmen, daß er auch den Montanisten gerne entgegengekommen wäre, wenn sie ihre Irrthümer aufrichtig widerrufen, und nicht durch die trügerische Maske der Rechtgläubigkeit ihr wahres Gesicht hätten verbergen wollen. Der römische Priester Cajus, welchen der hl. Zephyrinus wegen seiner Frömmigkeit und Redegewandtheit zum Missionsbischöfe weihte, hielt eine glänzende Disputation mit dem Montanisten Proclus (Proculus). Vgl. W. W. K.-L. XI. 1270. Daß Tertullian den hl. Papst wegen Verwerfung der Montanistischen Irrthümer als vom Teufel betrogenen Anhänger des ketzerischen Praxeas verschrie (paracletum fugavit et patrem crucifixit), hat ihn sicher sehr geschmerzt. Als erster Gehilfe stand ihm sein Archidiacon Calixtus, der auch sein Nachfolger wurde, zur Seite. Derselbe hatte auch die Aufsicht über das später nach ihm benannte Cömeterium zu führen. Den Gebrauch hölzerner Kelche zu den hl. Geheimnissen untersagte er, soll aber als Nothbehelf für Communionen in den Häusern solche von Glas gestattet haben. Doch ist es zweifelhaft, ob diese und andere Bestimmungen von ihm herrühren. (W. W. l. c.) Außer einer diesem hl. Papste zugeschriebenen Verordnung über die Ertheilung der heil. Weihen in Gegenwart der Priester und des Volkes ist von ihm nur noch bekannt, daß er in vier Weihen 8 Bischöfe und 13 Priester ordinirt hat. Seine apostolische Wirksamkeit bis in's ferne Asien, als »höchster Pontifex, d. i. Bischof der Bischöfe«, ist aber auch von seinem heftigsten Gegner, Tertullian, ausdrücklich (de pudic. c. 1.) anerkannt. Ueber seinen Hintritt weiß man nichts Zuverlässiges, es ist aber wahrscheinlich, daß er als Martyrer (im J. 217 oder 218) gestorben ist. Als sein Sterbetag wird der 26. Aug., von Einigen auch der 20. Dec. angegeben. Zu Rom wurde er von jeher als Martyrer verehrt, und steht als solcher auch im Mart. Rom. Seine Grabstätte erhielt er in dem Calixtinischen Cömeterium oder in dessen unmittelbarer Nähe an der Appischen Straße. Dermalen werden seine Reliquien (Piazxa, II. 200) bei St. Peter auf dem Vatican, in St. Silvester in capite, und in der Kirche St. Xistus verehrt. Auf Abbildungen trägt er die päpstlichen Insignien und als Martyrer ein Schwert. (V. 783–789.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 860.
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