Zipoli

[861] Zipoli, Domherr in Gran, lebte am Anfange des 18. Jahrh. in außerordentlicher Heiligkeit, die er mit der Gnade Gottes durch eine seltene Bußstrenge errang und bewahrte. Leib, Hals, Brust, Arme und Füße hatte er mit verschiedenen Bußwerkzeugen: eisernen Kettchen, Cilicien und härenen Kleidungsstücken bedeckt, welche er unter seiner Domherrenkleidung Tag und Nacht viele Jahre lang trug, ohne daß Jemand etwas davon ahnte. Um etwaiges Aufsehen zu verhüten, welches durch das Klirren der eisernen Bußinstrumente veranlaßt werden konnte, trng er immer verschiedene Münzen in seiner Tasche und veranlaßte durch seine Bewegungen das Klirren derselben, um die Aufmerksamkeit Anderer auf diese zu lenken. Niemand wußte von diesem Geheimnisse als sein Kammerdiener, dessen Stillschweigen er mit schwerem Gelde bezahlte. Dieser hatte auch die Wäsche seines gnädigen Herrn in Ordnung zu halten, so daß die Merkmale seiner Bußstrenge dem übrigen Dienstpersonale nicht auffielen. Die Art und Weise, wie der fromme Graf seinen Leib in Zucht hielt, wurde zum Erstaunen Aller, die ihn kannten, und stets heitern Sinnes und gut aufgeräumt sahen, erst nach seinem Tode entdeckt. Der Erzbischof von Gran erbat sich alle diese Gegenstände, und ließ sie hinter seinem Porträte, das ihn in der gewöhnlichen Kleidung eines geistlichen Edelmannes zeigt, aufbewahren. Seither besch ämen dieselben die Neugierde weichlich gesinnter und verzärtelter Menschen7.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 861.
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