Alpenwirthschaft

[135] Alpenwirthschaft nennt man die Viehwirthschaft im Hochgebirge. Die unteren Grasplätze werden als Wiesen benutzt, auf welchen das Vieh nur im Herbste weidet; sie liefern das Winterfutter, von dem ein großer Vorrath nöthig ist. Auf die Bergweiden geht das Vieh im Mai, zuerst auf die unteren und steigt allmälig hinauf, wie der Schnee abschmilzt. Ende Juli bis Mitte August weidet es in der größten Höhe und zieht sich allmälig herunter, wie der Schnee am Gebirge niedersteigt; um Michaelis ist es in der Regel wieder unten angelangt. Auf der Alp, gewöhnlich in mittlerer Höhe, ist die Sennhütte mit einem Milchkeller; dort bereitet der Senne mit sehr einfachen Geräthen den Käse, das Haupterzeugniß der Alpenwirthschaft u. füttert mit dem Abfalle die Schweine. Das Vieh hat selten einen Stall und bleibt Tag und Nacht unter freiem Himmel; zum Melken stellt es sich bei der Sennhütte ein, ebenso bleibt es dort während der Nacht. Die Gefahren dieser höchst einfachen Wirthschaft sind: nicht selten erschlägt der Blitz eines oder mehrere Rinder, manchmal stürzt eines zu Tode durch einen Fehltritt oder im Zweikampfe; in einzelnen Gegenden schaden Bären, Wölfe und Luchse; manchmal dauert der Winter ungewöhnlich lange und der Heuvorrath reicht nicht mehr zu, so daß mit Schaden verkauft oder geschlachtet werden muß.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 135.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika