Aufgang

[325] Aufgang der Sterne nennt man das Heraustreten derselben über den Horizont des Beobachters an der Ostseite. Nach den verschiedenen Orten verhalten sich die Sterne sehr verschieden in Beziehung auf Auf- und Untergang. Unter dem Aequator sieht man alle Sterne des Himmels auf- und untergehen und zwar senkrecht zum Horizont, Unter den Polen dagegen findet gar kein Auf- und Untergang der Sterne mehr statt, weil dort beständig die gleiche Hälfte der Himmelskugel über dem Horizont liegt, nämlich die ganze nördliche oder die ganze südliche Halbkugel des Himmels. Für Orte endlich zwischen Pol und Aequator gehen die Sterne in schiefer Richtung gegen den Horizont auf und unter. Ein Theil derselben [325] aber bleibt beständig unter dem Horizonte, ein anderer beständig über demselben, sie gehen also nicht auf und nicht unter, welche Erscheinung um so mehr Sterne trifft, je näher dem einen oder andern Pole man sich befindet. Es sind die Sterne, deren nördliche oder südliche Abweichung größer ist, als die Aequatorshöhe des Orts des Beobachters. – Anderes verstanden die Alten unter A. der Sterne, und sie unterschieden hier dreierlei: 1. den heliakischen A. (ortus heliacus), wenn ein Stern, der bisher vom Glanz der Sonne bedeckt war, in Folge des weiteren Vorrückens der Sonne, zuerst wieder aus den Sonnenstrahlen hervortritt und so in der Morgendämmerung, wenn auch nur kurze Zeit, zuerst wieder sichtbar wird; 2. den kosmischen A. (ortus cosmicus), wenn ein Stern zu der gleichen Zeit aufgeht, in welcher die Sonne aufgeht; 3. den akronyktischen A., wenn ein Stern zu der gleichen Zeit aufgeht, in welcher die Sonne untergeht. Der letzte und der kosmische Aufgang, weil in den Graden einander diametral entgegengesetzt, liegen in der Zeit ein halbes Jahr auseinander.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 325-326.
Lizenz:
Faksimiles:
325 | 326
Kategorien: