Bibelgesellschaften

[526] Bibelgesellschaften sind Vereine zur Verbreitung von Bibeln im Dienste der protest. Propaganda, entstanden durch Spener, Franke und Kanstein Ende des 17. Jahrhunderts in Halle, erhielten ihre weite Wirksamkeit durch die 1804 von Charles u. Hughes gegründete »britische u. ausländische Bibelgesellschaft«. Sie hat nicht weniger als 7000 Zweiggesellschaften, 1849 betrug die Jahreseinnahme 118445 Pfd. Sterl.; sie hat die Bibel in 166 Sprachen übersetzen lassen u. bis 1850 ganze Bibeln 8840891 vertheilt. N. T. 14269159. Seit 1825 werden die sogen. Apokryphen weggelassen, eine Demonstration gegen den kath. Canon der hl. Schrift. Auch auf dem Festlande haben sich eine Menge B. gebildet, welche mit der Londoner in Verbindung stehen, z.B. in Berlin, gestiftet 1814, hat bis Oct. 1853 Bibeln und N. T. ausgetheilt 1767210 Exemplare. im Jahr 1852 eingenommen 9000 Thlr.; in Dresden, Hamburg, Basel, Lübeck, Nürnberg, Hannover, Frankfurt, Stuttgart, Schleswig, Paris, Stockholm, Kopenhagen u.s.w. Da die prot. Propaganda jede Bibel, welche in kath. Laienhände kommt, gerade so betrachtet wie einen gut gezielten Kartätschenschuß in ein feindliches Heer (d.h. offen erklärt, mit der Bibel die kath. Kirche stürzen zu wollen), so können die Katholiken es gerade nicht wohlwollend aufnehmen, wenn sie den Eifer sehen, mit welchem die prot. Propaganda sich bemüht, ihre Bibeln unter das kath. Volk zu werfen, und da diese Uebersetzungen vielfach unvollkommen und irrthümlich [526] sind, so ist es begreiflich, daß alle Päpste der letzten Zeit die Verbreitung von Bibeln untersagt haben, die nicht kirchlich approbirt sind; ebenso, daß mehrere Regierungen gegen die Propaganda einschritten, als sich polit. Wühlerei mit der Bibelverbreitung verband (Oesterreich. Rußland, die meisten italien. Staaten).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 526-527.
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