Chios

[94] Chios, jetzt Skio, Insel im ägeischen Meere, unweit der asiatischen Küste, Tschesme gegenüber, 181/2 □M. groß, gebirgig, ausgezeichnet durch mildes Klima und Fruchtbarkeit, besonders durch Mastixpflanzungen berühmt, mit 62000 E., theils Griechen, die der kath. oder griech. Kirche angehören, theils Türken. Die Hauptstadt C. hat 15000 E., ein Fort und guten Hafen. C. wurde frühe von jonischen Colonisten besetzt und blühte durch den Anbau des Landes und Handel sehr auf; später wurde sie von den Persern unterworfen, im griech.-pers. Kriege nach der Schlacht von Mykale befreit, dann Athen unterthan, wieder persisch, hierauf macedon., syr., röm., türk. Die Venetianer suchten die Insel im 17. Jahrh. vergebens zu erobern. Sie genoß unter der türk. Herrschaft viele Freiheiten und gehörte der Sultanin-Mutter; 1822 empörte sie sich von den Samioten verleitet und dann im Stiche gelassen, wurde im April von dem Kapudan Pascha gräßlich verwüstet, gegen 15000 E. wurden niedergemetzelt, 40000 in die Sklaverei verkauft; Canaris rächte sie theilweise durch die Verbrennung des türk. Admiralschiffes.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 94.
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