Dahlmann

[266] Dahlmann, Friedrich Christoph, geb. 1785 zu Wismar, wurde 1813 Professor der Geschichte in Kiel, 1829 Professor der Staatswissenschaften in Göttingen, war 1837 bei der Aufhebung der hannover. Verfassung einer der 7 Protestirenden u. verlor deßwegen seine Anstellung; 1841 kam er als Professor der Geschichte nach Bonn. 1848 spielte er als eines der Häupter des norddeutschen Liberalismus eine Rolle und war einer der Leiter der »Gothaer«, d.h. jener Partei, welche mit der Selbstgenügsamkeit der altliberalen Kathederweisen u. der ererbten Abneigung gegen die kathol. deutsche Großmacht Oesterreich den Plan entwarfen, Norddeutschland und von Süddeutschland Bayern, Württemberg u. Baden in einem preuß.-deutschen Erbkaiserthum aufgehen zu lassen, das zum Felde bestimmt war, auf welchem jene Partei ihre politischen Bauplane verwirklichen wollte. Allein England, auf das sie gerechnet hatte, widersetzte sich dem Einfügen Schleswig-Holsteins in das neue Reich entschieden und brachte den Waffenstillstand von Malmö zu Stande; bei der dadurch veranlaßten Sprengung der Parteien im Frankfurter Parlamente und der Auflösung des Ministeriums des Reichsverwesers versuchte D. vergebens ein Ministerium zu bilden. Seine politische Bedeutung hatte damit ein Ende, obwohl er sich auch in Gotha einfand. – Seitdem zog er sich vom politischen Leben gänzlich zurück. Von seinen Schriften nennen wir: »Quellenkunde der deutschen Geschichte« 1830; »Geschichte Dänemarks« 1840–43; »Geschichte der franz. Revolution« und »Geschichte der engl. Revolution«, eigentlich eine Apologie des Constitutionalismus und besonders auf Preußen und das gebildete Norddeutschland berechnet; »Chronik der Diethmarsen«, »Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte« und verschiedene die Verfassungsangelegenheiten [266] Holsteins, Hannovers etc. betreffende kleinere Schriften.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 266-267.
Lizenz:
Faksimiles:
266 | 267
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika