Geschichte

[69] Geschichte, ist eigentl. das Geschehene, also eine Begebenheit, sodann die Erzählung von etwas Geschehenem, von einer Begebenheit, endl. die Darstellung der Schicksale des Menschengeschlechts. In methodischer Beziehung unterscheidet man ethnographische G., welche die Darstellung nach einzelnen Völkern od. Staaten, und synchronistische G., welche dieselbe nach der Zeitenfolge ausschließlich ordnet; in der Regel erscheinen aber beide im Wesen mit einander verbunden. Dem Stoffe nach unterscheidet man allgemeine (Universal-, Welt-) G., und speciale, welche von Biographien zur G. von Familien, Corporationen, Städten, Landschaften, Staaten u. Völkern sich erweitert. Die polit. G. beschreibt die staatliche Entwicklung, die Kultur-G. die Entwicklung des allseitigen Bildungszustandes. Pragmatisch heißt die geschichtl. Darstellung, wenn sie den inneren Zusammenhang nachweist, zum Unterschied von der chronikenartigen, welche die Begebenheiten nur nach der Zeitfolge reiht; die pragmatische G. wird rhetorisch, wenn der Geschichtschreiber mit seinen persönlichen Ansichten u. Zwecken die Darstellung durchdringt u. dem Eindrucke der Thatsachen auf den Leser zuvorkommt. Ueber die Entwicklung der Geschichtschreibung vgl. Annalen, Chronik; über die Leistungen der einzelnen Völker die betreffenden Art. über Literatur; hiezu bemerken wir nur noch, daß bis in das 18. Jahrh. die französ. Benediktiner durch einsichtige u. fleißige Sammlung u. Sichtung des Materials am meisten leisteten; solche Sammlungen sind aber die unumgängliche Bedingung, wenn die Geschichtschreiber wahr u. vollständig darstellen. – Die Hilfswissenschaften ergeben sich aus der Aufgabe des Geschichtschreibers; speciell versteht man darunter: Chronologie, Geographie, Ethnographie, Archäologie, Diplomatik. Numismatik, Heraldik, Sphragistik, Genealogie.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 69.
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